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herleiten, was freilich ein noch verhängnisvollerer
Trugschluß ist als der der anderen. Der Vorsatz, der
dieser Illusion zu begegnen und jener zu genügen,
erschuf ebendie Schwarze Liste, den Index der
von der Schwelle des Dritten Reichs gewiesenen
Literatur, welchen man sich aber nicht etwa als
einen Leviathan vorstellen darf, der sämtliche Juden
verschlungen hat. Es handelt sich vielmehr um eine
Zusammenstellung von Glückspilzen, unter denen
wieder diejenigen mit einem Stern bezeichnet sind,
die verbrannt wurden und darum als Sehenswürdig|
erhalten bleibeo. Doch auch verirrte Arier haben in
der Liste, in der ich blos 191 Autoren und zwei
Anthologien zähle, Unterschlupf gefunden, und von
manchen sind wieder bestimmte Werke ausge-
nommen, die mithin der Vergessenheit anheimfallen
sollen. Selbstverständlich beunruhigt es mich, warum
von Bonels, der sich mit dem Anschluß übereilt
hat,«Alles außer« der Biene (nebst zwei anderen
Schöpfungen) verschont wird, und warum von Werfel
| die Barbara zugelassen ist, was wieder die Undset
mißverstanden zu haben scheint, die ihr Wohl-
schalten an der Aktion ausgesprochen hat. Daß von
Lernet-Holenia die | Gedichte| erhalten blieben, sei
nicht ohne Schadenfreude vermerkt. Ehrliche Befrie-
digung gewährt dagegen der Umstand, daß Ewers
(HH !) trotz seinem Horst Wessel die Alraune nicht
hinüberbringen konnte, nachdem schon die franzö
Presse triumphiert hatte : Un auteur pornographique dictateur littéraire du troisième Reich ! Er bleibt mit seinem Besten und insbesondere mit
dem, was ihn mit Magnus Hirschfeld verknüpft, auf
den österreichischen Büchermarkt angewiesen. Ich
könnte, die Gelegenheitbenützend, wo Denunzieren
Nutzen bringt, ihm auch noch durch die Enthüllung
schaden, daß ereinmal Heinrich Heine verherrlicht
hat, dem soeben eine Straßentafel in Chemnitz ab-
erkannt wurde mit der ausdrücklichen Begründung : ▒
Trugschluß ist als der der anderen
dieser Illusion zu begegnen und jener zu genügen,
erschuf eben
von der Schwelle des Dritten Reichs gewiesenen
Literatur, welchen man sich aber nicht etwa als
einen Leviathan vorstellen darf, der sämtliche Juden
verschlungen hat. Es handelt sich vielmehr um eine
Zusammenstellung von Glückspilzen, unter denen
wieder diejenigen mit einem Stern bezeichnet sind,
die verbrannt wurden und darum als Sehenswürdig|
erhalten bleibe
der Liste, in der ich blo
Anthologien zähle, Unterschlupf gefunden, und von
manchen sind wieder bestimmte Werke ausge-
nommen, die mithin der Vergessenheit anheimfallen
sollen. Selbstverständlich beunruhigt es mich, warum
von Bon
hat,
Schöpfungen) verschont wird, und warum von Werfel
| die Barbara zugelassen ist, was wieder die Undset
mißverstanden zu haben scheint, die ihr Wohl-
Lernet-Holenia die | Gedichte| erhalten bl
nicht ohne Schadenfreude vermerkt. Ehrliche Befrie-
digung gewährt dagegen der Umstand, daß Ewers
(HH !) trotz seinem Horst Wessel die Alraune nicht
hinüber
Presse triumphiert hatte : Un auteur pornographique dictateur littéraire du troisième Reich ! Er bleibt mit seinem Besten und insbesondere mit
dem, was ihn mit Magnus Hirschfeld verknüpft, auf
den österreichischen Büchermarkt angewiesen. Ich
könnte, die Gelegenheit
schaden, daß er
hat, dem soeben eine Straßentafel in Chemnitz ab-
erkannt wurde mit der ausdrücklichen Begründung : ▒
| , die sie aus der Zulassung
zu erschließen gewohnt waren.
zu erschließen gewohnt waren.
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| einst das Judentum und
insbesondere
insbesondere
Jerusalemer Konvolut, fol. [123] recto
Pagination oben rechts: "121". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 16. 05. 1933 (zitierter Text)
Anmerkung
Eliminierter Verweis auf