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| JenerMann
| wirklich
| tr
|₰
130
Alraune, die geistige Pforte zum Dritten Reich be-
wacht, er ist aber auch Aufsichtsrat der Berliner
WäschefabriksA. G. | und nicht jeder Deutsche weiß,
daß darin mehr als eine Äußerlichkeit liegt.
wacht
Wäschefabriks
daß darin mehr als eine Äußerlichkeit liegt.
Daß so mancher Einlaß fand, selbst Ausländer,
die doch von Natur verdächtig sind, hat seinen
guten Grund : Nicht jeder russische Schriftsteller ist Kulturbolschewist▒ Dostojewski
und Tolstoi gehören nicht auf den Index (ohne Dostojewski
kein Moeller van den Bruck !)Der Russe hat also seine Meriten. Der Kommentar
|
jedoch, der vom Preußischen Ministerium für
Wissenschaft, Kunst und Volksbildung »anerkannt
und für die staatlichen Buchberatungsstellen auf
dem Lande verbindlich erklärt worden ist«, stellt
sogar ausdrücklich fest, daß »nicht jeder jüdische
Schriftsteller ein Asphaltliterat« ist. Man würde nun
— und jetzt erbitte ich Spannung — unmöglich
erraten, welcher Semit, auserwählt, als der einzige
aus der Sündflut gerettet zum Vorschein kommt.
Bin Gorion ! Ein Name, den noch wenige Teilhaber
der Mitwelt vernommen hatten. Die Arche Noah hat
ihre Notbesatzung verloren, aber einer steckt den
Kopf heraus und ruft hinüber zum Ufer der er-
staunten Nachwelt : »Bin gerettet ! Bin Gorion !«
»Wer sind Sie ?« fragt man, da man den Vorgang
uicht gleich versteht.Allein »Bin« ist ein Vorname,
und der amtliche Kommentarzum Index, der da
| nötig ist, erklärt, daß die Kritik, die Bin Gorion,
Zionist, »stets an den literarischen Assimilations-
juden geübt hat, das jüdisch-völkische Prinzip ver-
ttitt«. Da man auch den Zunsmen zum erstenmal
hört und etwas nicht Seiendes, wirklich noch nicht
Dagewesenes nunmehr existent wird, bin ich ge-
nötigt, stolz zu bekennen, daß zu den literarischen
Assimilationsjuden, an denen Bin stets Kritik geübt
hat, vor allem ich gehöre, hoffend, daß ein Bröslein
Beachtung nun auch für mich abfallen wird. Endlich
die doch von Natur verdächtig sind, hat seinen
guten Grund : Nicht jeder russische Schriftsteller ist Kulturbolschewist
und Tolstoi gehören nicht auf den Index (ohne Dostojewski
kein Moeller van den Bruck !)
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jedoch, der vom Preußischen Ministerium für
Wissenschaft, Kunst und Volksbildung »anerkannt
und für die staatlichen Buchberatungsstellen auf
dem Lande verbindlich erklärt worden ist«, stellt
sogar ausdrücklich fest, daß »nicht jeder jüdische
Schriftsteller ein Asphaltliterat« ist. Man würde nun
— und jetzt erbitte ich Spannung — unmöglich
erraten, welcher Semit, auserwählt, als der einzige
aus der Sündflut gerettet zum Vorschein kommt.
Bin Gorion ! Ein Name, den noch wenige Teilhaber
der Mitwelt vernommen ha
ihre Notbesatzung verloren, aber einer steckt den
Kopf heraus und ruft hinüber zum Ufer der er-
staunten Nachwelt : »Bin gerettet ! Bin Gorion !«
»Wer sind Sie ?« fragt man, da man den Vorgang
uicht gleich versteht.
und der amtliche Kommentar
| nötig ist, erklärt, daß die Kritik, die Bin Gorion,
Zionist, »stets an den literarischen Assimilations-
juden geübt hat, das jüdisch-völkische Prinzip ver-
hört und etwas nicht Seiendes, wirklich noch nicht
Dagewesenes nun
nötigt, stolz zu bekennen, daß zu den literarischen
Assimilationsjuden, an denen Bin stets Kritik geübt
hat, vor allem ich gehöre, hoffend, daß ein Brös
Beachtung nun auch für mich abfallen wird. Endlich
| geworden,
| .
| zur Schwarzen Liste
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| Doch
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| a
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Jerusalemer Konvolut, fol. [132] recto
Pagination oben rechts: "130". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 16. 05. 1933 (zitierter Text)