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muß ich nun auf die »Politik« hinweisen, die er mir
widerfahren ließ, die Gänsefüßchen sträuben sich,
aber die Hühner desAbendlandes, soweit sie von
ihr Kenntnis erhielten, verdanken ihr ein fröhliches
Viertelstündchen. Die des Dritten Reiches| bleiben
tot ernst. Es ist ein Essay| den ich — jetzt hilft
kein Leugnen mehr — zwar nicht in meiner Biblio-
graphie angeführt habe, weil ich eigenen wie frem-
den Ehrgeiz widerstrebe ; den ich auch sonst nicht
gewürdigt hätte, weil ich Versuche, sich auseinander-
zusetzen, grundsätzlich gewähren lasse▒ der aber in
einer Vorlesung aus »Eigenen Schriften« ein Kabinett-
stück wäre, wenn ich mich hinreißen ließe. Ge-
schähe es, so ertönte wohl der verhallende Ruf des
abgehenden Höflings Alvarez aus dem »Blaubart« :
»Bin verloren !« Doch nun ist einarrivée erfolgt,
das aus der Literaturgeschichte nicht mehr wegzu-
denken sein wird, ausgerechnet bei Goebbels ist er
angekommen, und wenngleich die Gefahr besteht,
daß man einst Benn mit Binund infolgedessen
Gottfried mit Gorionverwechselt, so ist es doch
erfreulich, daß für so etwas die großartigste Reali-
sation des Weltgeistes überhaupt Raum hatte. Die
Kulturgeschichte wird ihren Anteil verlangen. Denn
die Vorstellung, daß die namhaftesten Glaubens-
genossen verfehmt und verbrannt, tausende, die ein
nutz- und ehrenhaftes Gewerbe betrieben haben,
mißhandelt, ruiniert oder umgebracht sind, dieser
eine aber, dessen Beziehungen zur deutschen Sprache
nur den Sinn einer Repressalie haben können, aus-
gerechnet Bin Gorion als Standarte im Kampf gegen
den undeutschen Geist vorangetragen wird —
solcher Vorstellung sich hinzugeben, grenzt schon
an Greuelpropaganda ! Wie dieser Fernhintreffer,
dieser Terno, den das Dritte Reich gemacht hat,
beschaffen ist ; wie dieser Ausnahmsfall aussieht, von
dem ich totschweigender Totgeschwiegener | geträumt
hätte, ihm noch einmal und an solchernicht Welt-
widerfahren ließ, die Gänsefüßchen sträuben sich,
aber die Hühner des
ihr Kenntnis erhielten, verdanken ihr ein fröhliches
Viertelstündchen. Die des Dritten Reiches| bleiben
to
kein Leugnen mehr — zwar nicht in meiner Biblio-
graphie angeführt habe, weil ich eigene
de
gewürdigt hätte, weil ich Versuche, sich auseinander-
zusetzen, grundsätzlich gewähren lasse
einer Vorlesung aus »Eigenen Schriften« ein Kabinett-
stück wäre, wenn ich mich hinreißen ließe. Ge-
schähe es, so ertönte wohl der verhallende Ruf des
abgehenden Höflings Alvarez aus dem »Blaubart« :
»Bin verloren !« Doch nun ist ein
das aus der Literaturgeschichte nicht mehr wegzu-
denken sein wird, ausgerechnet bei Goe
angekommen, und wenngleich die Gefahr besteht,
daß man einst Benn mit Bin
Gottfried mit Gorion
erfreulich, daß für so etwas die großartigste Reali-
sation des Weltgeist
Kulturgeschichte wird ihren Anteil verlangen. Denn
die Vorstellung, daß die namhaftesten Glaubens-
genossen verfehmt und verbrannt, tausende, die ein
mißhandelt, ruiniert oder umgebracht sind, dieser
eine aber, dessen Beziehungen zur deutschen Sprache
nur den Sinn einer Repressalie haben können, aus-
gerechnet Bin Gorion als Standarte im Kampf gegen
den undeutschen Geist vorangetragen wird —
solcher Vorstellung sich hinzugeben, grenzt schon
an Greuelpropaganda ! Wie dieser Fernhintreffer,
dieser Terno, den das Dritte Reich gemacht hat,
beschaffen ist ; wie dieser Ausnahmsfall aussieht, von
dem ich totschweigender Totgeschwiegener | geträumt
hätte, ihm noch einmal und an solcher
| em
| Morgen
| , die keinen
Humor haben,
Humor haben,
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| A
| ring
| Gorion
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| nützliches
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Jerusalemer Konvolut, fol. [133] recto
Pagination oben rechts: "131". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 25. 05. 1933 (zitierter Text)
Anmerkung
Eliminierter Verweis auf
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