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die Unterschrift dreier Folterbankdirektoren tragen.
Viel bemerkt wurde auch die Neuerung, daß ein
ständiger Austausch der Insassen zwischen den
Lagern erfolgt, womit man bemüht ist, den Klagen
über Eintönigkeit des Milieus abzuhelfen,| aberauch
dem Personal eine gewisse Abwechslung zu ver-
schaffen und mit ihr Gelegenheit, die Erfahrungen
an der Individualität des Pfleglings zu bereichern.
Eine Einrichtung, die freilich dem Laien, dem sich
ja überhaupt leicht der Magen umdreht, als eine
der raffiniertesten Ausgeburten der Henkerphantasie
erscheinen könnte. Man hat gelesen, daß Goering,
der sich des Viehes erbarmt, die Vivisektion an
diesen verboten hat, denn »es habe nicht weiter ge-
duldet werden können, daß das Tier einer leblosen
Sache gleichgestellt werde«. Dawiderhandelnde
werden dorthin▒, wo das Verfahren ohne Narkose
geübt wird und nicht so sehr zum Zweckmedi-
zinischerErkenntnis als zur Zerstreuung der Sani-
täter. Was da getrieben wird, erscheint | oft | mit der
Sphäre der Musik oder des Vortragswesens verknüpft.
Neben den vaterländischen Gesängen werden
Schlagermelodien geübt,deren Begleitung von In-
strumenten und es gibt da eine Pièce,
die »Zitherspielen« heißt oder auch »Grammophon-
spielen«, wobei der auf der Pritsche Liegende das
Grammophon bildet. Natürlich geht es nicht immer
so hoch her wie im Anfang, wo noch Graf Helldorf
noch zuschauen kam und da etwa im Braunen
Haus von Annaberg | Zweihundert mit verbundenem
Kopf habtacht standen und die Variante sangen : Wo hab’ ich denn die schönen blauen Augen her ? Von der SA. Sie gibt noch mehr.Und sollt’ ich sie noch einmal nur verkohlen,
Dann wird die SA. mich noch einmal versohlen.Dagegen wird aus einem Lager berichtet, daß ein
Österreicher, der in Hamburg als Schiffsoberheizer
gearbeitet hatte, für den Anschlußgedanken auf die
folgende Art gewonnen wurde : Der Henker lehnt am Türpfosten und singt „Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum
frühen Tod Feuer an Fußsohlenbewirkt, daßläßtbewirkt, daß
„Horst Wessel“ ▒angestimmt wird. “.
Viel bemerkt wurde auch die Neuerung, daß ein
ständiger Austausch der Insassen zwischen den
Lagern erfolgt, womit man bemüht ist, den Klagen
über Eintönigkeit des Milieus abzuhelfen,| aber
dem Personal eine gewisse Abwechslung zu ver-
schaffen und mit ihr Gelegenheit, die Erfahrungen
an der Individualität des Pfleglings zu bereichern.
Eine Einrichtung, die freilich dem Laien, dem sich
ja überhaupt leicht der Magen umdreht, als eine
der raffiniertesten Ausgeburten der Henkerphantasie
erscheinen könnte. Man hat gelesen, daß Goering,
der sich des Viehes erbarmt, die Vivisektion an
diese
duldet werden können, daß das Tier einer leblosen
Sache gleichgestellt werde«. Dawiderhandelnde
geübt wird und nicht so sehr zum Zweck
zinischer
täter. Was da getrieben wird, erscheint | oft | mit der
Sphäre der Musik oder des Vortragswesens verknüpft.
Neben den vaterländischen Gesängen werden
Schlagermelodien geübt,
strumente
die »Zitherspielen« heißt oder auch »Grammophon-
spielen«, wobei der auf der Pritsche Liegende das
Grammophon bildet. Natürlich geht es nicht immer
so hoch her wie im Anfang, wo noch Graf Helldorf
Haus von Annaberg | Zweihundert mit verbundenem
Kopf habtacht standen und die Variante sangen : Wo hab’ ich denn die schönen blauen Augen her ? Von der SA. Sie gibt noch mehr.
Österreicher, der in Hamburg als Schiffsoberheizer
gearbeitet hatte, für den Anschlußgedanken auf die
folgende Art gewonnen wurde : Der Henker lehnt am Türpfosten und singt „Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum
frühen Tod Feuer an Fußsohlen
| vor allem
|₰
| wissenschaftlicher
| sogar
|₰
| machen die Begleitung,
|₰
| , damals als
| gleich
|₰
|₰
Jerusalemer Konvolut, fol. [191] recto
Pagination oben rechts: "187". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Hs. Ergänzung: 18. 03. 1933 (zitierter Text)