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Gewiß, unglaubhaft ist dies alles der Welt,
weil sie einer deutschen Zone, deren Entfesselung
wohl die primitive auf einer Kiste und meldet von früh bis zum Abend
mit lauter Stimme : Und wäre, nach Austilgund aller
»Ich jüdisches Journalistenschwein habe folgende Artikel geschrieben : . . .«
und auf einer Kiste daneben betet ein Freidenker
das Vaterunser.Spuren eines Gedenkens an Marx und Lassalle, die
seelische Wandlung vollkommener darzubieten als
durch den Vorgang von Dachau, woUngläubige damit
beschäftigt wurden, ein Horst Wessel-Denkmal zu errich-
ten ? Gewalttat vorstellbar macht, diese erfinderische
Phantasie, diesen Reichtum an immer neuen Formen
der Quälerei und Erniedrigung, diese Romantik der
Menschenschändung so lange nicht zutraut, bis sie
es erlebt und erduldet. Und könnte sie | ihr Tagwerk
verrichten, ihren Schlaf finden, wenn sie sich ver-
gegenwärtigte, daß diese Dinge just in dem Augen-
blick der Vorstellung geschehen, immer weiter ge-
schehen, daß Menschen liegen und nicht schlafen,|
daß sie geschlagen werden und die Schläge zählen
müssen| und daß es in Pein und Erwartung der Pein,
im Grausamen ohne Sinn und Aussicht, Möglich-
keiten gibt, vor denenLeid und Gefahr der Kriegs-
zeit verblassen ? Und wagt sie den Blick in ein
Inferno, wo Erdulden jeglicher Art, Schmerz und
Blut, die gräßliche Lustder Schinder erhitzt, die
von Breughel und Hieronymus Basch gruppiert , aus
dem Mittelalter ausgebrochenscheinen, um dort
Versäumtes nachzuholen. Sieht sie die Augen dieser
Komparsen des Schreckens, deren geschlechtliche
Jugend die rätselhafte Verbindung von Qual und
Wonne erlebt und behält. Denn selbst hier hat
Natur ihren Anteil, und ein Höllentor ist eröffnet,
aus dem es keine Rückkehr gibt für den Genießer ;
und keine Rettung der Menschenwürde, die solchem
Bedürfnis erlag▒ Was dagegen die Vertreter der
deutschen Presse anlangt, so haben sie in Aussicht
gestellt :, bis zur Orgie in Blut und Kot,
weil sie einer deutschen Zone, deren Entfesselung
wohl die primitive auf einer Kiste und meldet von früh bis zum Abend
mit lauter Stimme : Und wäre, nach Austilgun
das Vaterunser.Spuren eines Gedenkens an Marx und Lassalle, die
seelische Wandlung vollkommener darzubieten als
durch den Vorgang von Dachau, wo
beschäftigt wurden, ein Horst Wessel-Denkmal zu errich-
ten ? Gewalttat vorstellbar macht, diese erfinderische
Phantasie, diesen Reichtum an immer neuen Formen
der Quälerei und Erniedrigung, diese Romantik der
Menschenschändung so lange nicht zutraut
es erlebt und erduldet. Und könnte sie | ihr Tagwerk
verrichten, ihren Schlaf finden, wenn sie sich ver-
gegenwärtigte, daß diese Dinge just in dem Augen-
blick der Vorstellung geschehen, immer weiter ge-
schehen, daß Menschen liegen und nicht schlafen,|
müssen| und daß es in Pein und Erwartung der Pein,
im Grausamen ohne Sinn und Aussicht, Möglich-
keiten gibt, vor denen
zeit verblassen ? Und wagt sie den Blick in ein
Inferno, wo Erdulden jeglicher Art, Schmerz und
Blut, die gräßliche Lust
von Breughel und Hieronymus B
dem Mittelalter ausgebrochen
Versäumtes nachzuholen. Sieht sie die Augen dieser
Komparsen des Schreckens, deren geschlechtliche
Jugend die rätselhafte Verbindung von Qual und
Wonne erlebt und behält
Natur ihren Anteil, und ein Höllentor ist eröffnet,
aus dem es keine Rückkehr gibt für den Genießer ;
und keine Rettung der Menschenwürde, die solchem
Bedürfnis erlag
deutschen Presse anlangt, so haben sie in Aussicht
gestellt :, bis zur Orgie in Blut und Kot,
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| JammTortur
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Jerusalemer Konvolut, fol. [194] recto
Pagination oben rechts: "190". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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