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unserer
unserer
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222
»Die letzten Wochen haben neue Verfassungsbrüche gebracht.«
»Vor allem gemeine Verbrechen der Nazi !|
»Die Vernichtung der Preßfreiheit ist erfolgt.«
»Und Bombenwürfe !«
»Das Versammlungsverbot muß aufgehoben werden. Die
Bevölkerung brau▒t ein Ventil.«
»Für Bomben und Handgranaten !«
Und das ist wahrer als der Zwischenrufer glaubt,
denn wenn es selbst richtig wäre, daß es Bomben
gibt, weil die Freiheiten »geknebelt« sind, so gäbe
es ihrer bestimmt noch mehr, wenn Mäuler und
Schreibmaschinen losgelassen würden. Sobald Na-
tionalsozialisten unsere Dummheiten verwenden,
kommen wir zu uns.Man wird sogar übermütig,
denn ein Redner
beklagt die Halbheit der Maßnahmen gegen diejenigen, die Zehn-
tausende eingekerkert und gefoltert haben. Man würde also noch mehr von den antidemokrati-
schen Maßnahmen wünschen, gegen die man täglich
im Blatt protestiert, und selbst das Standrecht nicht
für uneben halten. Aber auf demokratisch ! Denn das
gibt’s wieder nicht : der Landeshauptmann — im
Sperrdruck — hat einem Nazi, der Mitglied der Landesregierung ist,
die Teilnahme an der Regierungssitzung verwehrt.
Er will den Abgeordneten der Nazi die Teilnahme an
den Landtagssitzungen verwehren.Wie im »Hannele«▒ »A will er die geweihte Erde
verweigern !«das fehlte grade noch !
Glaubt man, daß man die Nazi für die Dauer der besonderen
Gefahr aus den Parlamenten ausschließen muß — gut, wir sind
auch darüber zu reden bereit . . . Aber da muß — denn ehe man handelt, muß man
darüber reden — erst ein Verfassungsgesetz gemacht
werden ! Gerade in dieser Zeit . . . Gerade in dieser Zeit . . . Gerade in dieser
Zeit . . . Gerade in dieser Zeit . . .
Bevölkerung brau
denn wenn es selbst richtig wäre, daß es Bomben
gibt, weil die Freiheiten »geknebelt« sind, so gäbe
es ihrer bestimmt noch mehr, wenn Mäuler und
Schreibmaschinen losgelassen würden. Sobald Na-
tionalsozialisten unsere Dummheiten verwenden,
kommen wir zu uns.
denn ei
tausende eingekerkert und gefoltert haben. Man würde also noch mehr von den antidemokrati-
schen Maßnahmen wünschen, gegen die man täglich
im Blatt protestiert, und selbst das Standrecht nicht
für uneben halten. Aber auf demokratisch ! Denn das
gibt’s wieder nicht : der Landeshauptmann — i
Sperrdruck — hat einem Nazi, der Mitglied der Landesregierung ist,
die Teilnahme an der Regierungssitzung verwehrt.
Er will den Abgeordneten der Nazi die Teilnahme an
den Landtagssitzungen verwehren.Wie im »Hannele«
verweigern !«
Gefahr aus den Parlamenten ausschließen muß — gut, wir sind
auch darüber zu reden bereit . . . Aber da muß — denn ehe man handelt, muß man
darüber reden — erst ein Verfassungsgesetz gemacht
werden ! Gerade in dieser Zeit . . . Gerade in dieser Zeit . . . Gerade in dieser
Zeit . . . Gerade in dieser Zeit . . .
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Jerusalemer Konvolut, fol. [232] recto
Pagination oben rechts: "222". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 27. 06. 1933 (zitierter Text)