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dessen Sprache schwerer zu verstehen ist, erscheint
noch nicht aktuell. Bis dahin bleibe diese Geistig-
keit, die der Gabe nicht entbehrt, Sachverhalte, an
die sie nicht glaubt, klarzulegen, der Selbstaufopferung
für ein Deutschtum fähig, das sich nach alter Usance
»bedroht« fühlt, sobald es in Land- und Weltbe-
drohung gehemmt wird. Wenn sie nicht endlich
doch hätte helfen müssen, es aus den Parlamenten
hinauszujagen, sie hielte in Verfassungstreue zu ihm
und stimmte gemeinsam gegen die »Schleppträger«,
wie in dem denkwürdigen Schulter an Schulter mit
jenem großdeutschen Sepp. Denn immer wird sie die
Redefreiheit für diejenigen postulieren, die im Gegen-
satz zu ihr sie zur Handlungsfreiheit verwenden —
so lange, bis sie doch einmalzur Erörterung des
Rassenproblemszwingt▒ wie Juden so blöd sein können.
noch nicht aktuell. Bis dahin bleibe diese Geistig-
keit, die der Gabe nicht entbehrt, Sachverhalte, an
die sie nicht glaubt, klarzulegen, der Selbstaufopferung
für ein Deutschtum fähig, das sich nach alter Usance
»bedroht« fühlt, sobald es in Land- und Weltbe-
drohung gehemmt wird. Wenn sie nicht endlich
doch hätte helfen müssen, es aus den Parlamenten
hinauszujagen, sie hielte in Verfassungstreue zu ihm
und stimmte gemeinsam gegen die »Schleppträger«,
wie in dem denkwürdigen Schulter an Schulter mit
jenem großdeutschen Sepp. Denn immer wird sie die
Redefreiheit für diejenigen postulieren, die im Gegen-
satz zu ihr sie zur Handlungsfreiheit verwenden —
so lange, bis sie doch einmal
Rassenproblems
Der Moment scheint gekommen, denn was
selbst hier nicht zu erwarten war, ist geschehen : daß
man sich im Drang nach Demokratie sogar zu einer
Forderung nach Diplomatie hinreissen ließ. Es ist
die Höhe, auf die man keine rote Fahne pflanzen
kann ! Daß die österreichische Regierung jenen
reichsdeutschen Emissär undiplomatisch empfing, hat
dem Zentralorgen keine Anerkennung abgezwungen,
und das war dem offenbaren Erfolg gegenüber noch| zu
verstehen. Aber nachträglich entschließt es sich zum
Tadel, denn man hätte den unerwünschten Besuch des Herrn und seine noch un-
erwünschteren Einmengungen in unsere Angelegenheiten vielleicht
auch mit diplomatischeren Mitteln abwehren können, als
damit, daß man ihm auf dem Flugplatz von Aspern durch den Vize-
präsidenten der Polizeidirektion sagen ließ, sein Besuch sei un-
erwünscht, und daß man ihm in Salzburg eine Botschaft
schickte, die einer Ausweisung sehr ähnlich war.
selbst hier nicht zu erwarten war, ist geschehen : daß
man sich im Drang nach Demokratie sogar zu einer
Forderung nach Diplomatie hinrei
die Höhe, auf die man keine rote Fahne pflanzen
kann ! Daß die österreichische Regierung jenen
reichsdeutschen Emissär undiplomatisch empfing, hat
dem Zentralorg
und das war dem offenbaren Erfolg gegenüber noch| zu
verstehen. Aber nachträglich entschließt es sich zum
Tadel, denn man hätte den unerwünschten Besuch des Herrn und seine noch un-
erwünschteren Einmengungen in unsere Angelegenheiten vielleicht
auch mit diplomatischeren Mitteln abwehren können, als
damit, daß man ihm auf dem Flugplatz von Aspern durch den Vize-
präsidenten der Polizeidirektion sagen ließ, sein Besuch sei un-
erwünscht, und daß man ihm in Salzburg eine Botschaft
schickte, die einer Ausweisung sehr ähnlich war.
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Jerusalemer Konvolut, fol. [239] recto
Pagination oben rechts: "229". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 28. 05. 1933 (zitierter Text)