| eine
|₰
257
Intervention abzulehnen, indem sie sich höchstens
auf den Rat beschränken, zu zahlen, und der Zwischen-
fall wird auch in der Regel amikal beigelegt, indem
die Bedrohten eine Erklärung unterzeichnen, es sei
von ihnen nichts verlangt worden und zwar von
SA.-Leuten, die nicht die richtigen waren. Schließlich
aber ist zu sagen, daß mit solchen Maßnahmen an
den Lebensnerv der Bewegung gerührt wird, zumal
da sie vielfach auch Vorkämpfer treffen, die, um
beim Ausbruch das Ärgste zu verhüten, die Zügel in die
Hand genommen haben, während anderseits doch immer
wieder Fälle berichtet werden, die die Bereitwillig-
keit, ja Opferbereitschaft der Gebenden dartun. Der
um Österreich so verdiente Gauleiter Kothen schildert,
wie er nach Worms kam, voll Staunen die Kameraden
in den schmucken Privatwagen sah und einer von
der alten Garde ihm lachend erwiederte, daß die Juden zur besseren Durchführung des
Judenboykotts auf Anforderung dieselben freiwillig zur Verfügung ge-
stellt und sich obendrein noch bereit erklärt hätten, das Benzin für
die nächsten acht Tage zu zahlen.Und zu anderer Gelegenheit ergänzt er diesen Be-
weis der Hingabe zu einem vollkommenen Bild der
Brüderlichkeit von K▒assen, die | auf einander an-
gewiesen sind : Die Lebensmittel für die Gefangenen werden meistens von jüdischen
Firmen, die dem freundlichen Zureden unserer SA. nicht widerstehen
können, reichlich gespendet▒
Allenthalben hat eine Urbanität der Umgangsformen
Platz gegriffen, deren Außerachtlassung freilich die
schwersten Unannehmlichkeiten nach sich ziehen
kann. Während die Juden mit sich reden lassen, hat sich
das Verhalten der Stahlhelmer, die neben den
tapferen SA. und SS. einst wacker genannt
werden konnten, dermaßen geändert, daß einer ihrer
Kreisgruppenführer wegen Mangels an Takt ins
Konzentrationslager gebracht werden mußte, hatte
er doch
auf den Rat beschränken, zu zahlen, und der Zwischen-
fall wird auch in der Regel amikal beigelegt, indem
die Bedrohten eine Erklärung unterzeichnen, es sei
von ihnen nichts verlangt worden und zwar von
SA.-Leuten, die nicht die richtigen waren. Schließlich
aber ist zu sagen, daß mit solchen Maßnahmen an
da sie vielfach auch Vorkämpfer treffen, die, um
beim Ausbruch das Ärgste zu verhüten, die Zügel in die
Hand genommen haben, während anderseits doch immer
wieder Fälle berichtet werden, die die Bereitwillig-
keit, ja Opferbereit
um Österreich so verdiente Gauleiter Kothen schildert,
wie er nach Worms kam, voll Staunen die Kameraden
in den schmucken Privatwagen sah und einer von
der alten Garde ihm lachend erwi
Judenboykotts auf Anforderung dieselben freiwillig zur Verfügung ge-
stellt und sich obendrein noch bereit erklärt hätten, das Benzin für
die nächsten acht Tage zu zahlen.Und zu anderer Gelegenheit ergänzt er diesen Be-
weis der Hingabe zu einem vollkommenen Bild der
Brüderlichkeit von K
gewiesen sind : Die Lebensmittel für die Gefangenen werden meistens von jüdischen
Firmen, die dem freundlichen Zureden unserer SA. nicht widerstehen
können, reichlich gespendet
Platz gegriffen, deren Außerachtlassung freilich die
schwersten Unannehmlichkeiten nach sich ziehen
kann. Während die Juden mit sich reden lassen, hat sich
das Verhalten der Stahlhelmer, die neben den
tapferen SA. und SS. einst wacker genannt
werden konnten, dermaßen geändert, daß einer ihrer
Kreisgruppenführer wegen Mangels an Takt ins
Konzentrationslager gebracht werden mußte, hatte
er doch
| ader
| s
| l
| .
Jerusalemer Konvolut, fol. [270] recto
Pagination oben rechts: "257". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Bleistift
- #undefined