Gleichwohl hätte keine Räson einer Zurückhaltung, die dem Zwang entgegenkommt, die Macht, noch ihr eigenstes Bekenntnis zu versagen. Gleichwohl wäre der Wille, sich einem Übel zu stellen, dessen Wesen Verhinderung ist, nicht aufhaltbar, wenn dieses Wesen nicht, als eine dem Denken unnahbare Gewalt, auch die innere Verhinderung mit sich brächte, eine gedankliche Lähmung, die sich atmosphärisch auf den Fernststehenden überträgt, nichts gewährend als eben noch ein Bewußtsein des Inkommensurablen, das jede Regung geistigen Widerstands, jeden Versuch, sich zusammenzuraffen, matt setzt. Das ist in Wahrheit des Gedankens Blässe, der angebornen Farbe der Entschließung angekränkelt, und darüber hilft nicht einmal der Zuspruch von Lesern hinweg, deren freundlicher Wunsch nach einem Lebenszeichen nicht zu Ende gedacht scheint, und denen es keineswegs zu verargen wäre, wenn sie das Heft, das sie begehren, nicht zu ergreifen wagten. Und manche unter ihnen sind doch solche Losgeher, daß ich vor ihnen mehr zurückweiche als vor der Gefahr⁠ ⁠; denn sie stürmen einen Buchladen und lassen mit dem Bedauern die Vermutung zurück, daß man »wohl aus Furcht nicht erscheint«. Insofern erraten, als ein hemmendes Moment auch das Bewußtsein ist, in solcher Zeit vor solchen Anhang zu treten, und gesichert nur die Erkenntnis von der Kongruenz der Gefahren. (Und daß ja alles in der Welt geschah, weil in ihr zu wenig Vorstellung von der Welt war.) Wenn ich den Versuch dennoch unternehme, weil mich der Mut der Leser nicht beschämen soll⁠ ⁠; und wenn ich solche, die gegen Einwurf der Münze die Abgabe der Meinung erwarten, sogar in das Innere automatischer Vorgänge blicken lasse, so kann das Unternehmen, gemessen an der Größe des Unsäglichen, kaum mehr ergeben als den Ausdruck der Hemmung, den dürftigen, wenngleich nicht unwürdigen Ertrag des Bemühens, an die Sphäre heranzukommen. Wohl könnte solche Rechenschaft des Zögerns geradezu einen Antrieb des Beginnens bilden⁠ ⁠; und wenn man die Sprache gewinnt, vermöchte selbst das Ereignis Hitlers ihr den Gedanken nicht vorzuenthalten. Doch zu jenem »letzten Ende« zu gelangen, das schon ein Dämon in jedes Zeugnis deutscher Schrift und Rede unfehlbar einwirkt, ist schwer.