Denn unter einem Zeitvertreib von Gerede und Taktik ist ihr fast alle materielle Errungenschaft aus dem Kriegsleiden, alle seelische abhanden gekommen — bis zu der Erkenntnis, der die Führer ausweichen⁠ ⁠: daß vor der Gefahr, die sie herbeigeführt haben, alles politische Denken auf die staatswissenschaftliche Formel der Lebensrettung reduziert ist, dank Hitler, dem es gegeben ward, »die kompliziertesten Mitmenschen wieder zu volkhafter Schlichtheit zu formen«. Mit den Intellektuellen der Sozialdemokratie ist ihm ja die Wunderkur nicht gelungen — mit mir schon eher. Sie glauben, durch den Verfassungsgerichtshof seinen Bann brechen zu können⁠ ⁠; während er mit seinem Zauber und sie mit ihrer Klugheit unsereinen zum Patrioten machen, der man doch höchstens in der Zeit vor der Geburt war — in jener Ära, deren Kultursegen mit einem Ausschluß aus Deutschland verknüpft sein mochte —, und höchstens noch bis zur Jahrhundertwende, zu welcher nicht ohne Berechtigung die ‚Fackel‘ erschien. Aber man könnte vor dem Lug und Trug, den die Freiheit gegen ihre Lebensgefahr anbietet, wahrlich zu allem werden, was sie nicht will, wenn’s nur gegen das hilft, was wir nicht wollen, weil wir die Freiheit wollen. Vorausgesetzt, daß sie nicht um die 1000 Mark-Taxe hergegeben wird, bin ich bereit, den Fremdenverkehr zu bejahen, als wirtschaftliche ultima ratio, als würdigstes Mittel der Staatsweisheit, als das geistige Problem, das einem in schlechten und schlichten Zeiten geblieben ist. Das haben sie aus mir gemacht⁠ ⁠! Aber wie sollte man sich nicht zum Einmaleins bekennen, welches doch eine Entdeckung ist, wenn höhere Mathematik vor dem Falle kam⁠ ⁠? Wie sollte man nicht zu Bestrebungen stehen, deren Zweckdienlichkeit evident, deren Unehrlichkeit vom Gegner behauptet, aber noch lange nicht so bewiesen ist wie die seine⁠ ⁠; zu einer werktätigen Leistung, die wie alles staatsbürgerliche Wirken auch das eigene berührt, und wäre ihm die Geisteswelt ihrer Vollbringer noch so entlegen. Keinesfalls steht man zu der Sache des Demokraten, in dessen Haus eingebrochen wird und der der Polizei in den Arm fällt, weil sie ihn nach der Notverordnung schützen will und nicht nach der Verfassung, und der er bei diesem Anlaß auch sonst seine Meinung sagt. (Diese Metapher behält ihre Gültigkeit, wiewohl sie mir inzwischen von einem, dem vieles einfällt, was bei mir sicher ist, verbogen wurde.) So simple Erkenntnisse verdankt man dem Problem einer Freiheit, die lieber im Zwiespalt von Phrase und Inhalt zugrunde geht, als sich durch fremde Entschiedenheit das Leben retten zu lassen⁠ ⁠; und lieber für eine »Volksadresse« hausiert als an die Adresse des Volks die Wahrheit zu berichten. Und so verhält sich der Nachrufer der Monarchie zu einem republikanischen Dasein, für das er tatloses Wollen und gedankenloses Reden mit Grundsätzen gerüstet sieht. Die nach meinem Diktat Satire üben, mögen sie jetzt dem Motiv jener restaurierten Formen zuwenden, die mit dem Stoff der »Letzten Tage der Menschheit« verknüpft bleiben. Der sie schrieb, zeigt sich, da die Freiheit bessern Gebrauch schuldig blieb, jeder Unternehmung zugewendet, die, tathaft oder stimmungsmäßig, heute helfen könnte, größeres Grauen abzuwehren. Ich bleibe des Widerstreits bewußt zwischen Symbolen und Aeroplanen, und alles Denkbare trennt mich von dem Positivum, das die Bezwinger der neuen Türkengefahr mitbringen. Dem Zauber der Montur erliege ich so wenig wie dem Flitter der Freiheit⁠ ⁠; jedoch gelobt sei der simple Wille, der dem Hakenkreuz das »einfache Kreuz« entgegenstellte, das die publizistischen Bekenner des freiern Gedankens nur noch für entgeltliche Anzeigen verwenden.