Und alles geschieht, um es in Bewegung zu halten. Der Postenjäger hat provisorisch Anteil am Weltbesitz und darf in dem Bewußtsein des Zusammenhanges schwelgen, wenn endlich festgestellt ist, die germanische Völkerwanderung habe dem in seinem Rassenmischmasch entarteten römischen Weltreich frisches nordisches Blut zugeführt. Mögen auch dessen rechtmäßige Besitzer in Skandinavien sich vor Abscheu schütteln. Ferner hat Goering erkannt, Deutschland sei endlich ein Überpreußen geworden, und in diesem Sinne befohlen, daß der alte preußische Aar wieder das Schwert und den Blitz erhalte, zum Zeichen, daß er gewillt ist, zur Sonne emporzusteigen und das Heiligste mit dem Letzten zu verteidigen. Es ist mehr als ein schönes Bild, es ist ein Sinnbild der Notwendigkeit, den deutschen Reichsluftschutzbund auszubauen, weil deutscher Luftschutz das Gebot der Stunde ist , damit sich der Sturm der Entrüstung des deutschen Volkes lege wegen der Schmach, die Deutschland durch landfremde Flugzeuge angetan wurde , nicht zu reden von der Provision, die die Flugzeugindustrie dem Retter für dessen Aufträge zahlt . Nebst solcher Aussicht ist »die einzige trostreiche Zusicherung, die man allen Entrüsteten und Verängstigten geben kann, die, daß jeder Volksgenosse in der Reichsregierung die feste Garantie für eine zweckentsprechende und hoffnungsvolle Behandlung der Luftgefahr und des Luftschutzes sehen kann und soll« , ja für eine Wachsamkeit, die das Eintreffen der landfremden Flugzeuge schon zwanzig Minuten bevor sie niemand sah, bekannt gegeben hat , während deutsche Flugzeuge Österreich angeblich mit Flugzetteln überziehen . Dagegen dürfte die Behauptung, daß der Retter die Nachricht von der Anzündung des Reichstags durch die Kommunisten bereits eine Stunde vor dieser verbreiten ließ , insofern auf einem Irrtum beruhen, als der Brand selbst vor dem angesetzten Termin erfolgt war . Übereifer der untergeordneten Organe hat von allem Anfang an manche Ungelegenheit geschaffen, aber man wirkt wo man kann zügelnd ein. Wenn etwa jetzt noch jüdische Ärzte verhaftet werden, so sind die arischen Kollegen dabei, die sie genau bezeichnen, damit keine Mißgriffe vorkommen . Sie haben auch, wenn wer immer mißhandelt wird, strikten Auftrag, ohne Ansehn der Person ein Parere auszustellen, daß nichts geschehen, der Patient noch widerstandsfähig oder am Leichnam nichts Verdächtiges zu finden sei , wobei zuweilen auch der Humor in seine Rechte tritt. Fälle, wo, wenn Not am Mann ist, Ärzte selbst Hand angelegt haben, sind auch schon in Österreich bekannt geworden. So liest man, wie jemand, der verdächtig ist, ein Hakenkreuz verunziert zu haben , von einem Arzt gefesselt und von dessen Sohn , der noch studiert, verprügelt wird . Manchmal macht einer alles, indem er während der Operation »Es lebe Deutschland !« ruft und zugleich Dollfuß beleidigt . Werden in einem steirischen Gasthof Anstalten getroffen, aus einem Menschen »ein Gulasch zu machen«, so obliegt es einem Mediziner , ihm Pfeffer in die Augen zu streuen. In Deutschland steht zunächst die Regelung der wirtschaftlichen Fachinteressen im Vordergrund, indem man häufig liest, daß »arische Ärzte ihre arischen Patienten arischen Ärzten zu überweisen haben und umgekehrt« , während jüdische Ärzte, wenn überhaupt, so überhaupt nicht zugezogen werden. Alles dies wird täglich genau geregelt, und die Zurückdrängung der jüdischen Ärzte erfolgt noch, wenn es sie längst nicht mehr gibt. Die Erkenntnis, daß sie die Inkarnation der Lüge und des Betrugs waren , hat den arischen Kollegen die Augen geöffnet, aber auch eine Gelegenheit, zu der die Fachpresse verschiedene Wege weist. Etwa direkt : Durch das Ausscheiden jüdischer Ärzte ist in günstiger Lage Neuköllns gute Niederlassungsmöglichkeit für deutschen Arzt gegeben. Anfragen unter — — Es handelt sich um einen jener Fälle, wo der Befund des Exitus die Erbserklärung in sich schließt. Oder indirekt, indem ein Arzt untersucht, ob dem Führer für den der Titel eines Kaisers keineswegs zu hoch wäre, nicht wenigstens der eines »Herzogs des deutschen Volkes« gebühre , und den Befund ausstellt : In Adolf Hitler ist dem deutschen Volke ein Mann so ungewöhnlichen Ausmaßes geschenkt worden, daß noch in Jahrtausenden in Mythos und Geschichte das Volk in ihm den größten Staatsmann und Befreier aller Zeiten erblicken wird. Während wieder der Tapezierermeister F. Židek in Olmütz zu dem Ergebnis gelangt : Da ich während der Probezeit feststellte, daß seine Fachkenntnisse sehr stark hinter seiner rednerischen Begabung und Eloquenz nachhinkten, verlangte ich von ihm nicht mehr ein Personaldokument, sondern entließ ihn. Wenn sich noch vollends darin eine gewisse Christus-Ähnlichkeit herausstellen sollte, daß sich die Gerüchte über jüdische Abstammung und zwar von einem Abraham Friesch in Polna bestätigten, so würde dies einen Weltantisemitismus zur Folge haben, der das deutsche Vorbild weit hinter sich ließe.