Und solcher Beschaffenheit durchaus angepaßt ist die der Kulturfaktoren, die alles das, was sie nicht selbst betrifft, nicht zu ihrer Sache machen, um diese nicht zu gefährden⁠ ⁠; und die sich gegen das, was sie schon betroffen hat, in der Erwartung wehrlos halten, es werde doch wieder gut ausgehen. Gegenüber den leiblichen Maßnahmen einer erpresserischen Gewalt, die den Wegwurf der Ehre erzwingt, schien ja in den Maßen dieser politischen Welt kein Aufstand vorstellbar⁠ ⁠: weder von den nominellen Vertretern einer aufgelösten bürgerlichen Ordnung, noch von einer Sozialdemokratie, die, in Ausübung einer Macht hinfällig und verächtlich, heute Mann für Mann Anspruch auf Erbarmen hat. (Gleichwohl gibt es eine Distanz der Ausnahmen⁠ ⁠: zwischen Arbeitern, die einen Qualentod sterben, bevor sie ein Lippenbekenntnis abgeben, und Führern, die im Ausland »kämpfen«.) Gegen die Kasernierung der publizistischen Prostitution war von deren Angehörigen kein Widerspruch zu erwarten⁠ ⁠; warum sollte sich etwas, das nicht vorhanden war⁠ ⁠: Gesinnung, nicht »gleichschalten« lassen⁠ ⁠? Gegen die Unterwerfung eines beträchtlicheren Geisteslebens hat sich mancher Protest erhoben, eindringlich genug, wenigstens das Schweigen zu beschämen⁠ ⁠; gegen die Tobsucht, die die Universität als Schießstätte und Antiseminar reklamiert, sind Gelehrte wie Frank und Stein, Planck und Koehler mutig aufgestanden⁠ ⁠; gegen den Auftrag einer heroischen Orientierung der Musen haben sich Künstler wie Liebermann und Ricarda Huch gewehrt. Ein Beispiel bleibt auch Th. Th. Heine, der sich einer an allen Zeitwenden bewährten Verächtlichkeit des Milieus endlich entzog, nachdem diese gezeichnete Bande von Kunstkameraden die Macht gegen ihn herbeigewinkt hatte. (Dem Gulbransson hat es nicht gefrommt, »Alexas wurde treulos . . für diese Müh’ hat Cäsar ihn gehängt. Canidius und die andern haben Kost und Löhnung, nicht ehrendes Vertrauen.«) Herr Furtwängler, der seine Auslandsmöglichkeit sichern wollte, indem er mit dem Zwingherrn der Musen einen Gedankenaustausch pflog, zählt nicht und ist Staatsrat geworden. Gerhart Hauptmann soll sich jenem ohne alle Strapaze anvertraut haben und nun gefaßt der Eventualität entgegensehen, daß der Maurer Mattern Oberpräsident von Schlesien wird. Aber die Literatenforderung, daß die Vertreter des geistigen Deutschland gegen die Mißhandlung der Berufsgenossen protestieren, entstammt einer Überschätzung der Literatur in deren ethischen Belangen und der Unterschätzung eines Unheils, dessen Eingriff in den Büchermarkt doch den geringsten seiner Effekte bedeutet. Nicht gegen das, was dem schreibenden Menschen, sondern gegen das, was dem Menschen widerfuhr, war zu schreiben oder zu handeln⁠ ⁠: mit dem Bekenntnis eine staatliche Würde abzulegen, die zu behalten der menschlichen entgegen ist. (Wie bedaure ich es heute, daß ich nicht in die deutsche Dichterakademie aufgenommen wurde⁠ ⁠!) Wenn »Hauptmann schweigt«, so ist es immer noch besser, als wenn Großmann spricht⁠ ⁠; aber ein Schritt von dem Wege, der ihn mit dem Bereich solcher Offizia verbindet, war von ihm zu erwarten, damit er nicht offiziös erscheine. Um des Geistes willen⁠ ⁠; mag auch dessen Ausrottung in nicht allzu vielen Berufsfällen wahrzunehmen sein. Denn sie wird durchaus betätigt, obschon in der Literatur weniger durch Niederreißen als durch Aufbau. Der Geist hatte, jenseits der Gefährdung des Berufs, gegen ein Walten zu stehen, das mit grausamem Dilettantismus in die Region des Menschseins langt. Was soll das Journalistengeschrei über die Schwierigkeiten einer Kulturvertretung, die ja beweist, was sie wert war, da sie sich weder für ihre noch für die höhere Sache rührt, weder für die Interessen des Schrifttums noch für die Wohlfahrt der Menschen, die nicht bloß der Lektüre beraubt wurden. Mancher hat nur so seinen Mann gestanden, daß er sich durch Blutleere des Worts von der Untat abhob. Es bedeutet ferner noch keine Höchstleistung von Bekennermut, wenn jetzt pünktlich jeder dieser Verbannten sich als Nachfolger Heines, der auch schon kein echter war, empfiehlt, obgleich es gewiß sympathisch berührt, daß auch Großmann, der eher ein Heimkehrer ist, die Sehnsucht nicht aus dem Innern treiben kann⁠ ⁠: und ich murmele zuweilen die Verse des größten deutschen Emigranten vor mich hin⁠ ⁠:Denk ich an Deutschland in der Nacht,Bin ich um meinen Schlaf gebracht. Zum Glück habe ich den Boden Österreichs nie ganz unter meinen Füßen verloren . . . . Auch der Boden weiß es sich zu schätzen, Aber so war es nicht zu machen und nicht nach Reform von Höhlenbewohnern. Und wenn der Kulturverlust vor allem nicht mit Menschenleben erkauft wäre⁠ ⁠! Das geringste, ja nur eine Menschenstunde, dem ärmsten Dasein entrissen, wiegt eine verbrannte Bibliothek auf. Der bürgerliche Geistbetrieb macht sich noch im Zusammenbruch einen Schwindel vor, wenn er seinen spezifischen Einbußen mehr Zeitungsraum offen hält als dem Martyrium der Anonymen, als den Leiden einer Arbeiterschaft, deren Daseinswert sich unzerstörbar in Kampf und Hilfe beweist, neben einem Betrieb, der Solidarität durch Sensation ersetzt und der, so wahr die Greuelpropaganda eine der Wahrheit ist, noch mit dieser zu lügen vermag. Der Journalismus, welcher den Raum der Lebenserscheinungen falsch dimensioniert, ahnt nicht, daß die Privatexistenz als Gewaltopfer dem Geist näher steht als alles ruinierte Geistgeschäft. Und vor allem derjenigen Pleite, die bis zur Heroisierung von ja bis zur psychologischen Tiefbohrung an Geldgebern nunmehr den Horizont unserer Kulturjournalistik einnimmt. Das 6 Uhr-Blatt ringt um die Befreiung Österreichs, aber weiß man denn, was im Herbst unter Preminger sein wird⁠ ⁠? Vor dem Höllenrachen erhebt sich die Frage, ob das Pallenberg-Gastspiel perfekt wird, und zwischen Folterkammerspielen die Gestalt Robitscheks. Daß Reinhardt, der dauerhafte Fetisch der Aufklärung, stärker denn je blendet und betäubt⁠ ⁠; daß um den Hokuspokus eines Nichtssagers das Geraun von »Führergenialität« immer brünstiger wird, mag auf den Drang zurückzuführen sein nach einem Ersatz für das, was Aber daß von eben deren Wirkungen durch solchen Plunder abgelenkt werden kann, ist gleichwohl tragisch. Jetzt hat die Kulturschmockerei eine lohnende Nebenbeschäftigung bekommen, indem es ihr gelang, die Sphären zu verbinden und den Kulissenschmus unter den politischen Gesichtspunkt einzuordnen. Die Überwertung dieses Lebensgutes, die man schon im Zenith aller Möglichkeiten angelangt glaubte, erfolgt noch extra durch die Probe auf das Dritte Reich⁠ ⁠: wer dort einging, geht der Überschätzung seines Talents verlustig, und die verkehrten Rassenwarte sind auch nicht von Pappe. So läßt Herr Werner Krauß, Magus aus dem Norden, wohin er gehört, mittelstarker Dämon, von dessen Wiener Presseruhm hundert Mitterwurzer Größenwahn bekommen hätten, etwas zurück, was in der Sprache unserer Korybanten als knurrend ekstatische Enttäuschung zum Ausdruck kommt. Dieses Verfahren einer Journalistik, deren Eigenart mit nichts gleichzuschalten wäre, ist bis zur Eingeweihtheit in schmierigsten Konkurrenzbelangen und bis zur Anspinnung jener Geschäftskabalen entwickelt, die sonst erst hintendrein zu unserer geistigen Diät bestimmt waren. Doch ganz abgesehen davon, daß es zum Kotzen ist, bliebe eine charakterologische Betrachtung der Umstände, in denen sich die Theaterwelt befindet und die oft auch andere sein können, selbst dann unergiebig, wenn der existentielle Druck in Berlin nicht den Grad der Erpressung erreicht hätte, zu welcher nunmehr noch die kritischen Repressalien in Wien dazukommen. Das Prominente, das dort unterkriecht, wo es Gage und Kritik findet, wechselt keine Gesinnung, sondern empfiehlt sich der, die seine direktorialen und journalistischen Vorgesetzten annehmen⁠ ⁠; und sicherlich hat der Umsturz der Theaterverhältnisse, neben der einst von der Presse, jetzt von der Rasse gestützten Mittelmäßigkeit, neben dem Pack, das sich jetzt schon bei Tag kostümiert, um Kollegen Rollen wegzuschnappen, auch solche angetroffen, die mehr Mut und Hilfsbereitschaft zeigten als manche Träger des Berufs, der von ihren Sorgen lebt. Der Journalismus wäre, selbst wenn ihm eine kühne Entschlußkraft nicht die Titelwirkung geraubt, sondern in zehnfacher Größe erlaubt hätte, keiner Katastrophe gewachsen, denn er ist jeder verwandt. Seine Reklamierung eines beschädigten Kulturbestands, die durchaus von der Hauptsache ablenkt, erfolgt aus dem Begriff einer Solidarität, in der die Menschlichkeit auf die Angehörigkeit reduziert ist. Er hält sich Instinkten verpflichtet, für die es keine Unterscheidung der Lebenswerte gibt und keine Ehrfurcht vor dem Unglück⁠ ⁠; und so kann er innerhalb des Grauens, das er der Vorstellung eröffnet, immer noch Raum für »pikante Details« haben, wie etwa für den Umstand, daß ein unbegabter, aber tüchtiger, linksschaffener Literat »ohne Zahnbürstchen« davongekommen ist. An dem Maß des Unheils jedoch, das über die Teilnehmer problemfreierer Berufe hereinbrach, vor Not und Tod, vor der Austilgung so vieler sozialen und körperlichen Existenzen verschwindet der Kulturschaden, welcher erst wieder beträchtlich wird durch Methode und Aufschwung der Überwinder, durch die Greuel der Entschädigung in diesem Aufstand der Komparsen und Dilettanten. Was bedeutet denn gegen die Nationalfeier des Boykott-Tags jener Mummenschanz der Bücherverbrennung, dem ja ein europäischer Lacherfolg sicher war, mochte er ihn mehr dem Mittel oder dem Mißlingen verdanken, mehr der Barbarei der Täter oder der Reklame für die Opfer⁠ ⁠! Wohl war er geeignet, das Pathos der Berufsgenossen und gar der Betroffenen anzusprechen. Die Art jedoch, wie die gerettete Literatur von der Panik profitierte⁠ ⁠; wie sie durch den Schaden der andern klug ward⁠ ⁠; wie sie alles daran setzte, um in Unehren zu bestehen — das könnte den Instinkt der Vandalen, wäre er nicht so gottverlassen wie naturnah, auf den Verdacht bringen, daß er die falschen erwischt hat. Was die Geistigen gegen das Unheil, das weit mehr als sie selbst betraf, zu dokumentieren wagten, war nichts als die Furcht des gebrannten Kindes oder des noch nicht gebrannten. Die Persönlichkeiten, die von berufswegen öfter eine Gesinnung äußern als haben, nahmen immer schon einen breitern öffentlichen Raum ein, als dem sozialen Bedarf entsprochen hat. Verdrießlicher wird es, wenn die Äußerung selbst dort, wo sie unerläßlich wäre, unterbleibt, wenn sich die Vermutung heimlicher Befangenheit und öffentlicher Feigheit vordrängt und hinterdrein Aufklärungen notwendig werden, die das Zweideutige verwirren. Man errät, daß ich von den Penbrüdern spreche, welche der Führung ihres Salten nach Ragusa gefolgt waren, der kurz vorher für die deutsche Geistesfreiheit eine Tombola mit anschließendem Tänzchen gewagt hatte⁠ ⁠: Mit großer Spannung wurde dem Walten Fortunas entgegengesehen. Mitglieder des Damenkomitees entnahmen dem Glücksrad die Treffer und der Jubel der Glücklichen, die einen der schönen Treffer ihr Eigen nennen konnten, war groß. Aber auch diejenigen, die Nieten besaßen, ließen sich die Laune nicht verderben . . . . Mit einem Wort, das Milieu, aus dem sich der mannhafte Protest gegen die moralische und körperliche Mißhandlung von Berufsgenossen erheben sollte. »Schöpfer berühmter Tiergeschichten«, der sich der Kreatur erbarmt, wenn er nicht auf die Pirsch geht, hatte sich der Ehrenpräsident »vor einigen seiner Jagdtrophäen« illustrieren lassen, ferner »am Schreibtisch« und mit einer Wage in der Hand, deren Zweck die Inschrift verdeutlicht⁠ ⁠: »Jedes Wort eines Dichters soll auf eine Goldwage gelegt werden können«, sagt Felix Salten zu seiner Gattin. Weshalb er es vorzog, in Ragusa keines zu sprechen, und allfälligen Wünschen mit dem Einspruch zu begegnen⁠ ⁠: Ich bin Jude, und ich bin in Deutschland noch nie darnach gefragt worden⁠ ⁠! Also etwa die Kehrseite der Medaille, die manch einer, der weniger Glück hatte, auf der Brust tragen mußte. Doch auch dieser, Felix, will sich offenbar nicht über die Nazis beschweren. Er mischt sich nicht in die innern Angelegenheiten Deutschlands, wie dieses bisher nicht in seine⁠ ⁠; er will sich in kein Gedränge einlassen, wo es selbst Arthur Schnitzler übel erging, den er durchs Leben geleitet hat⁠ ⁠; er hat sich gegen Brandschaden assekuriert. Aber man fragte besorgt, ob es auch eine Versicherung gibt, daß die Polizze anerkannt wird. Und ob es nicht wenigstens einen Index der Kultusgemeinde gibt und was denn die Genossenschaft eines Glaubens sagt, zu dem der Faiseur sämtlicher Bekenntnisse immer gehalten und der sich noch die dichterische Berufung eines Teppich-Rekommandeurs einbezogen hat. Sie war wohl beruhigt, daß er »schließlich für die schärfere Resolution stimmen mußte«. Wie das kam und was bis dahin vorgegangen war, kurzum⁠ ⁠: »Die Wahrheit über den Penklub-Kongreß«, war aus den hundert Klarstellungen zu dem Thema schwerer zu entnehmen als der Kern einer Debatte, die die Fischweiber von Ragusa abführen und zu der sie vermutlich mehr Haltung, Logik und sprachliche Fertigkeit von ihrem Beruf mitbringen. Klar war nur, daß auch die »schärfere Resolution« das Gedenken jener Schriftsteller ausdrücklich vermied, die für ihre Überzeugung Torturen erdulden müssen, während andere für das Gegenteil nach Ragusa fahren können. Beide Gruppen in ihrer Art für den Rat empfänglich, den Herr Salten, kaum heimgekehrt, mit Goethe erteilt hat⁠ ⁠: »Selig, wer sich vor der Welt ohne Haß verschließt . . .« Sich vor der Welt, vor der jetzigen Welt verschließen, mindestens zeitweilig, zur Erholung, um ein besseres Besinnen, um ein wenig Atempause, um eine Spur von Mut zu gewinnen, immer wieder sich verschließen, das bleibt wichtigstes Gebot. Und⁠ ⁠: ohne Haß. Vor allem ohne Haß⁠ ⁠! Darauf zumeist und zunächst kommt es an. Ich weiß schon, daß es sich auf mich bezieht, aber wichtiger ist, daß die gewonnene Spur von Mut zu dem Entschluß geführt hat, »sich an einer Debatte gegen Deutschland nicht zu beteiligen«, sondern vielmehr eine »Plattform« zu suchen wegen Schicksalsgemeinschaft, unauflöslicher Brüderlichkeit, Sprachverbundenheit und dergleichen, was es von Walter von der Vogelweide bis zur Urbanitzky gibt, der vielgenannten Mitstreiterin von Ragusa, die davongestürmt ist, um den Anschluß zu vollziehen. Salten fiel um und gewann Mut. Aber wiewohl man jedes Dichterwort auf die Goldwage legen muß, so bleibt das Gestotter, mit dem dann versucht wurde, noch Ehre aufzuheben, ein Dokument der moralischen und stilistischen Verfassung des Schrifttums, dem der Goethemensch präsidiert. Erschütternd muß sein Ausruf gewesen sein⁠ ⁠: Das ist der Tod des Pen-Klubs⁠ ⁠! Haste Verlust⁠ ⁠! hätte Altenberg geantwortet (den er der Welt geschenkt haben will, mit dessen Andenken er aber nur als stiller Kompagnon Bekessys verknüpft bleibt). Denn man hat bis heute nicht erfahren, wem durch die Bankette des Penklubs geholfen wird, wie sich seine Mitglieder von den Rotariern unterscheiden und diese wieder von den Schlaraffen, von welchen man jetzt wenigstens hört, daß sie der Gleichschaltung verfallen, so daß künftig nur ein Arier lu-lu sagen darf. Was den Pen-Klub anbelangt, so liegt immerhin die Anerkennung der »Dötz« vor, daß der Vorsitzende der Wiener Gruppe, Felix Salten, obwohl Jude, gegen die Behandlung Deutschlands auftrat . . . . Dafür scheint er die Sozialdemokratie, die den Schöpfer der volkstümlichen Mutzenbacher zum Bürger Wiens, und die Literatur, die ihn zu ihrem Wortführer erkor, enttäuscht zu haben, wie so mancher, dem jetzt mit Unrecht vorgeworfen wird, daß er seine Gesinnung hingegeben habe. Vollkommener ist noch kein Beweis von Daseinsüberflüssigkeit einer Repräsentanz ausgefallen als bei Vereinsmeiern, die zum ersten und wohl letzten Mal vor der Aufgabe standen, die Güter, deren Vertretung sie sich anmaßten, zu verteidigen, und die im Gedränge und Geschiebe der Verlegenheit zwar zu einer »Resolution« kamen, aber heilfroh waren, eine Stellung nicht nehmen zu müssen, die ihnen von Natur nicht zukommt. Wie verloren wäre das Ansinnen, daß dergleichen nur gegen die Einkerkerung der Männer des Rundfunks aufstehe, jener Flesch und Braun, gegen die sich hinterdrein der Verdacht des Europäertums verdichtet hat und denen der sieghafte Dilettantismus das Bewußtsein kulturellen Kontrastes nachträgt. Welches Pendant von Bildern⁠ ⁠: die Plattformsucher von Ragusa und die sechs Gequälten, umstellt von Wölfen des Konzentrationslagers, Trophäe einer schmutzigen Gewalt, mit der jene paktierten. Wie wird das ganze Wort- und Kunstgelichter der Freiheit, das die Gestürzten umschmeichelt hatte, durch die Tat dieses Herrn v. Bredow beschämt, der mit einem Satz das Deutschtum rehabilitiert hat, indem er in Verbundenheit mit ihnen seine Person der Barbarei darbot, die es entehrt. Daß sie nicht erschüttert, sondern belustigt war⁠ ⁠; daß Herr Goebbels einen Witz von sich gab, gehört wohl zu der schwarzen Messe, deren fassungslose Zeugen wir sind, macht es aber schwer, sich vor der Welt ohne Haß zu verschließen. Sei dem wie immer, es gibt Leute, die ihr sprachverbunden bleiben⁠ ⁠; und der Teutoburger Wald, von dem ich in diesem weiträumigen Erlebnis abgeschweift bin, wird seltsame Jagdgäste beherbergen.