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| gefrommt,
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„Alexas wurde treulos . . für diese Müh’ hat Cäsar ihn gehängt.
Canidius und die andern haben Kost und
Löhnung, nicht ehrendes Vertrauen.“)(Gleichwohl gibt es eine Distanz der
Ausnahmen : zwischen
Arbeitern, die einen
Qualentod sterben, bevor
sie ein Lippenbekenntnis
abgeben, und Führern, die
im Ausland „kämpfen“.) die, in Ausübung einer Macht hinfällig und verächt-
lich, heute Mann für Mann Anspruch auf Erbarmen
hat. Gegen die Kasernierung der publizistischen
Prostitution war von deren Angehörigen kein Wider-
spruch zu erwarten ; warum sollte sich etwas, das
nicht vorhanden war : Überzeugung, nicht »gleich-
schalten« lassen ? Gegen die Unterwerfung eines
beträchtlicheren Geisteslebens hat sich mancher Pro-
test erhoben, eindringlich genug, wenigstens das
Schweigen zu beschämen ; gegen die Tobsucht, die
die Uuiversität als Schießstätte und Antisaminar
reklamiert, sind Gelehrte wie Frank und Stein, Planck
und Koehler mutig aufgestanden ; gegen den Auftrag
einer heroischen Orientierung der Musen haben sich
Künstler wie Liebermann und Riccarda Huch bewährt.
Ein Beispiel bleibt auch Th. Th. Heine, der sich
einerdurch alle Zeitwenden bewährten Verächtlich-
keit des Milieus endlich entzog, nachdem diese ge-
zeichnete Bande von Kunstkameraden die Macht
gegen ihn herbeigewinkt hatte. (Dem Gulbransson
hat es nichtgeholfen.) Herr Furtwängler, der seine
Auslandsmögl▒chkeit | sicher▒e, indem er mit dem
Zwingherrn der Musen einen Gedankenaustausch
pflog, zählt nicht und ist Staatsrat geworden. Ger-
hart Hauptmann soll sich jenem ohne alle Strapaze
anvertraut haben und nun gefaßt der Eventualität
entgegensehen, daß der Maurer Mattern Oberpräsi-
dent von Schlesien wird. Aber die Literatenforderung,
daß die Vertreter des geistigen Deutschland gegen
die Mißhandlung der Berufsgenossen protestieren,
entstammt einer Überschätzung der Literatur in
deren ethischen Belangen und der Unterschätzung
eines Unheils, dessen Eingriff in den Büchermarkt
doch den geringsten seinerErfolge bedeutet. Nicht
gegen das, was dem schreibenden Menschen, son-
dern gegen das, was dem Menschen widerfuhr, war
zu schreiben oder zu handelnund mit dem Be-
kenntniswar eine staatliche Würde abzulegen, die
zu behalten der menschlichen entgegen ist. (Wie
Canidius und die andern haben Kost und
Löhnung, nicht ehrendes Vertrauen.“)(Gleichwohl gibt es eine Distanz der
Ausnahmen : zwischen
Arbeitern, die einen
Qualentod sterben, bevor
sie ein Lippenbekenntnis
abgeben, und Führern, die
im Ausland „kämpfen“.) die, in Ausübung einer Macht hinfällig und verächt-
lich, heute Mann für Mann Anspruch auf Erbarmen
hat. Gegen die Kasernierung der publizistischen
Prostitution war von deren Angehörigen kein Wider-
spruch zu erwarten ; warum sollte sich etwas, das
nicht vorhanden war
schalten« lassen ? Gegen die Unterwerfung eines
beträchtlicheren Geisteslebens hat sich mancher Pro-
test erhoben, eindringlich genug, wenigstens das
Schweigen zu beschämen ; gegen die Tobsucht, die
die U
reklamiert, sind Gelehrte wie Frank und Stein, Planck
und Koehler mutig aufgestanden ; gegen den Auftrag
einer heroischen Orientierung der Musen haben sich
Künstler wie Liebermann und Ri
Ein Beispiel bleibt auch Th. Th. Heine, der sich
einer
keit des Milieus endlich entzog, nachdem diese ge-
zeichnete Bande von Kunstkameraden die Macht
gegen ihn herbeigewinkt hatte. (Dem Gulbransson
hat es nicht
Auslandsmögl
Zwingherrn der Musen einen Gedankenaustausch
pflog, zählt nicht und ist Staatsrat geworden. Ger-
hart Hauptmann soll sich jenem ohne alle Strapaze
anvertraut haben und nun gefaßt der Eventualität
entgegensehen, daß der Maurer Mattern Oberpräsi-
dent von Schlesien wird. Aber die Literatenforderung,
daß die Vertreter des geistigen Deutschland gegen
die Mißhandlung der Berufsgenossen protestieren,
entstammt einer Überschätzung der Literatur in
deren ethischen Belangen und der Unterschätzung
eines Unheils, dessen Eingriff in den Büchermarkt
doch den geringsten seiner
gegen das, was dem schreibenden Menschen, son-
dern gegen das, was dem Menschen widerfuhr, war
zu schreiben oder zu handeln
kenntnis
zu behalten der menschlichen entgegen ist. (Wie
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| g
| zu
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| Effekte
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Jerusalemer Konvolut, fol. [97] recto
Pagination oben rechts: "96". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 28. 04. 1933 (zitierter Text)