| ja
| (derzeit)
| den Gegnern der Sozialdemokratie
| ursacht haben
| dieser
| eingeräumt, selbst
| auch
|₰
232
zeitumständlichen
ihres allgemeinen Nutzens. Es hat kein persönliches
Interesse zu geben, aber auch keins einer geistigen|
Gegnerschaft, | das stark genug wäre, die Anerkennung
dessen zu unterdrücken, was man | als nützlich er-
kennt, weil es (letzten Endes) allem, was man will
und wofür man das andere nicht will, förderlich ist.
Ich bin für so manches, was die Sozialdemokraten
wollen, und freue mich, es von denChristlichsozialen
vor dem Äußersten behütet zu wissen. Man fühlt das
Leid ihrer Verluste, mag mehr ihre Unfähigkeit oder böser
Feindeswille sie verschulden : gegenüber dem größern
Übel bewahrter ihnen mehr, als sie verlieren. Ich
denke an nichts als an Alles nur nicht Hitler ; denn
ich bringe den innern Reichtum jener nicht auf, die
noch mehr wollen oder »nicht wollen«, und beneide
sie um die Amplitude, vermögen deren sie mit einem
Parteiorgan auf zwei Bluthochzeiten tanzen möchten.
Die natürliche Gegnerschaft der Regierendenange-
nommen, | die Unverbundenheit antisozialer Maßnah-
men mit der höchst| sozialen Haupttendenz, dem po-
litischen Fehler einer Unversöhnlichkeit, die noch die
Schwächung eigener Kampfkraft in Kauf nimmt
— niemals doch wäre der Abgewiesene berechtigt,
die Aktion, die gleichwohl zu seinem Frommen ge-
schieht, zu behindern, immer verpflichtet, den be-
sondern Anspruch hinter die allgemeine Hauptsache
zurückzustellen. Die Frage ist : wer »kämpft«| und
wer stört. Die Situation sei zur Anschauung gebracht,
und man rate, von wem : Eine Armee soll eine Bergkette, die sie in der letzten Schlacht räumen
mußte, wiedererobern. Ihre Wiedereroberung wäre noch lange nicht
der entscheidende Sieg im Krieg, wohl aber eine wirksame Stärkung
ihrer Verteidigungsstellurg. Da gehen nun in den Bataillonen Leute
herum und schwätzen : »Ach, wozu um die Bergkette kämpfen ?
Wir waren doch schon oben und wissen : Gar so schön ist es dort
auch nicht. Und wenn wir sie wieder nehmen, ist der Krieg damit
auch nicht gewonnen.« Was macht man mit Leuten, die
mitten in der Schlacht solche Reden führen ? Nach dem
alten k. u. k. Dienstreglement waren sie »niederzu-
machen«. Mit Recht. Denn keine Armee kann eine Stellung
nehmen, wenn man den Männern, die sie mit Einsatz von
Leib und Leben erobern sollen, mitten in der Schlacht den Glauben
nimmt, daß die Stellung dieses Einsatzes wert sei.
Interesse zu geben, aber auch keins einer geistigen|
Gegnerschaft, | das stark genug wäre, die Anerkennung
dessen zu unterdrücken, was man | als nützlich er-
kennt, weil es (letzten Endes) allem, was man will
und wofür man das andere nicht will, förderlich ist.
Ich bin für so manches, was die Sozialdemokraten
wollen, und freue mich, es von den
vor dem Äußersten behütet zu wissen. Man fühlt das
Leid ihrer Verluste, mag mehr ihre Unfähigkeit oder böser
Feindeswille sie ver
Übel bewahrt
denke an nichts als an Alles nur nicht Hitler ; denn
ich bringe den innern Reichtum jener nicht auf, die
noch mehr wollen oder »nicht wollen«, und beneide
sie um die Amplitude, vermögen deren sie mit einem
Parteiorgan auf zwei Bluthochzeiten tanzen möchten.
Die natürliche Gegnerschaft der Regierenden
nommen
men mit der höchst| sozialen Haupttendenz, de
litische
Schwächung eigener Kampfkraft in Kauf nimmt
— niemals doch wäre der Abgewiesene berechtigt,
die Aktion, die gleichwohl zu seinem Frommen ge-
schieht, zu behindern, immer verpflichtet, den be-
sondern Anspruch hinter die allgemeine Hauptsache
zurückzustellen. Die Frage ist : wer »kämpft«| und
wer stört. Die Situation sei zur Anschauung gebracht,
und man rate, von wem : Eine Armee soll eine Bergkette, die sie in der letzten Schlacht räumen
mußte, wiedererobern. Ihre Wiedereroberung wäre noch lange nicht
der entscheidende Sieg im Krieg, wohl aber eine wirksame Stärkung
ihrer Verteidigungsstellurg. Da gehen nun in den Bataillonen Leute
herum und schwätzen : »Ach, wozu um die Bergkette kämpfen ?
Wir waren doch schon oben und wissen : Gar so schön ist es dort
auch nicht. Und wenn wir sie wieder nehmen, ist der Krieg damit
auch nicht gewonnen.« Was macht man mit Leuten, die
mitten in der Schlacht solche Reden führen ? Nach dem
alten k. u. k. Dienstreglement waren sie »niederzu-
machen«. Mit Recht. Denn keine Armee kann eine Stellung
nehmen, wenn man den Männern, die sie mit Einsatz von
Leib und Leben erobern sollen, mitten in der Schlacht den Glauben
nimmt, daß die Stellung dieses Einsatzes wert sei.
| oder politischen
| Gegnern
| ein-
|
| n
| ,
Jerusalemer Konvolut, fol. [242] recto
Pagination oben rechts: "232". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Buntstift, rot
- #undefined
- Markierung für den Druck der Fackel Nr. 890: vertikale Linie Rechts
Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 09. 07. 1933 (zitierter Text)