| gebrochen ist.
| hatte.
200
Autor der Begrüßung ist der Bundeskanzler Dollfuß,
Sprecher der Polizeivizepräsident Skubl. Es war ein
Wort, dessen Einfachheit sogleich als Damm und
Überwindung des größten und verderblichsten
Schwalls spürbar wurde, der je über die Welt | herein-
brach. Es war — mit seltsamer Beziehung auf den
Schauplatz von Aspern — der Beginn der staunens-
werten Aktion einer Beendigung : der Befreiung
eines Landes von den Myriaden Kainszeichen, mit
denen satanischer Wille sein kriegsmüdes Gesicht
gespickt. Ich bin mir freilich bewußt, daß auch
zur Anerkennung jener Pointe, die im Staaten-
leben einzig dasteht, des auffallenden Mutes, den
mit ihr und seither österreichische Minister bewiesen
haben, Mut gehört : gegenüber der politischen Phrasen-
vernebelung und vor einer prinzipiellen Dummheit,
die ein unverkennbares Verdienst, nicht zuletzt | um
die eigenste Sache, auf die Gefahr hin verleugnet,
der des Todfeinds zu dienen. Ich fürchte aber nicht
die Zensur der Freiheit ; denn ich habe Mißdeutung
weniger zu scheuen als deren Funktionäre, wenn ich
die bessere Sache anerkenne, die ausnahmsweise
von einer Regierung vertreten wird. Ich halte mich,
selbst wenn die gute Absicht nicht bloß vom
Unmenschentum zu bestreiten wäre, an den guten
Zweck, der auch vom beglaubigten Bekämpfer
offizieller Mißformen, vom Bestreiter dieses österrei-
chischen Jahrhundertsohne weiteres zu bejahen ist.
Und als neidloser Artist würdige ich den Wert des
Einfalls, der den politischen Kram knapp und sach-
lich bewältigt und dort, wo sonst nur gelogen wird,
wo wir den puren Schwindel verstaatlicht oder soziali-
siert sehen, einmal den Ausdruck allgemeinen Em-
pfindens befreiend anbringt. Ist denn nicht schon
die Vorstellung beklemmend, daß Persönlichkeiten
wie die solcher Art empfangene überhaupt in die
Möglichkeit diplomatischen Umgangs einbezogen
sind ? Daß in demBewußtsein des Unglücks und der
Sprecher der Polizeivizepräsident Skubl. Es war ein
Wort, dessen Einfachheit sogleich als Damm und
Überwindung des größten und verderblichsten
Schwalls spürbar wurde, der je über die Welt | herein-
Schauplatz von Aspern — der Beginn der staunens-
werten Aktion einer Beendigung : der Befreiung
eines Landes von den Myriaden Kainszeichen, mit
denen satanischer Wille sein kriegsmüdes Gesicht
gespickt
zur Anerkennung jener Pointe, die im Staaten-
leben einzig dasteht, des auffallenden Mutes, den
mit ihr und seither österreichische Minister bewiesen
haben, Mut gehört : gegenüber der politischen Phrasen-
vernebelung und vor einer prinzipiellen Dummheit,
die ein unverkennbares Verdienst, nicht zuletzt | um
die eigenste Sache, auf die Gefahr hin verleugnet,
der des Todfeinds zu dienen. Ich fürchte aber nicht
die Zensur der Freiheit ; denn ich habe Mißdeutung
weniger zu scheuen als deren Funktionäre, wenn ich
die bessere Sache anerkenne, die ausnahmsweise
von einer Regierung vertreten wird. Ich halte mich,
selbst wenn die gute Absicht nicht bloß vom
Unmenschentum zu bestreiten wäre, an den guten
Zweck, der auch vom beglaubigten Bekämpfer
offizieller Mißformen, vom Bestreiter dieses österrei-
chischen Jahrhunderts
Und als neidloser Artist würdige ich den Wert des
Einfalls, der den politischen Kram knapp und sach-
lich bewältigt und dort, wo sonst nur gelogen wird,
wo wir den puren Schwindel verstaatlicht oder soziali-
siert sehen, einmal den Ausdruck allgemeinen Em-
pfindens befreiend anbringt. Ist denn nicht schon
die Vorstellung beklemmend, daß Persönlichkeiten
wie die solcher Art empfangene überhaupt in die
Möglichkeit diplomatischen Umgangs einbezogen
sind ? Daß in dem
| der Normen
|₰
| doch
|₰
| Gefühl
Jerusalemer Konvolut, fol. [209] recto
Pagination oben rechts: "200". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)