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| jedenfalls▒
| noch
| kaum
| Geistigkeit er vertritt,
61
auf den Plan. Er liefert das Äußerste, was Wort-
verfügung, die sich dem Furor anpaßt und |vielleicht
wirklich von ihm hin- und von der eigenen Spur
weggerissen ist, zu bieten vermöchte ; und wenn der
| Mordsturm 33| das, was ihm hier zur philosophischen
Deutung seines Tuns geboten wird, nur annähernd
so gut versteht wie Goebells, so ist, fall der Lyriker
des Siebenten Ringes zu dem des Dritten Reiches
emporsteigen sollte, Benn dessen Prosaiker, echter
als Diebold, stärkerselbst als Mirko Jellusich,
dessen »Weltruf als Dichter« neulich von unserer
»Dötz« festgestellt wurde und der ja, nach einem
Roman zu Mussolinis Ruhm und einer Novelle zu
Drehers Bier,nunmehr »der größte Schriftsteller
Österreichs« ist. Daß Benn in polemischer Hinsicht
selbst den Autor von »Juden raus !« hinter sich läßt,
springt vielleicht aus dem Grund nicht in die Augen,
weil er doch »viel auf Stil sieht« und die gedank-
liche Substanz ungleich nuancierter darbringt, nicht
ohne sich mit einem reichen Vorrat an philosophi-
schem, geschichtlichem, ja geologischem Wissen ein-
gedeckt zu haben. Eine solidere geistige Basis und
eine schmuckere feuilletonistische Form für das, was
die Männer der Tat einstweilen verrichten, wird sich
nicht auftreiben lassen. Benn ist sich ja keineswegs
im Unklaren darüber, daß er es vor der Partei, deren
Sache er führt, als Intellektueller schwer hat, aber
er scheint von der Hoffnung durchdrungen, daß ent-
schlossener Fanatismus den Mangel wettmachen
könne. Er geht denn auch gleich scharf ins Zeug,
indem er es ablehnt, mit Flüchtlingen, die ihm Ab-
trünnigkeit vorwarfen, »über die deutschen Vorgänge
zu sprechen«, weil man solches nur mit solchen
dürfe, die sie innerhalb Deutschlands selbst erlebt
haben. Nur die, die durch die Spannungen der letzten Monate hindurch-
gegangen sind, die von Stunde zu Stunde, von Zeitung zu Zeitung,
von Umzug zu Umzug
verfügung, die sich dem Furor anpaßt und |
wirklich von ihm hin- und von der eigenen Spur
weggerissen ist, zu bieten vermöchte ; und wenn der
| Mordsturm 33| das, was ihm hier zur philosophischen
Deutung seines Tuns geboten wird, nur annähernd
so gut versteht wie Goe
des Siebenten Ringes zu dem des Dritten Reiches
emporsteigen sollte, Benn dessen Prosaiker, echter
als Diebold, stärker
dessen »Weltruf als Dichter« neulich von unserer
»Dötz« festgestellt wurde und der ja, nach einem
Roman zu Mussolinis Ruhm und einer Novelle zu
Drehers Bier,
Österreichs« ist. Daß Benn in polemischer Hinsicht
springt vielleicht aus dem Grund nicht in die Augen,
weil er doch »viel auf Stil sieht« und die gedank-
liche Substanz ungleich nuancierter darbringt, nicht
ohne sich mit einem reichen Vorrat an philosophi-
schem, geschichtlichem, ja geologischem Wissen ein-
gedeckt zu haben. Eine solidere geistige Basis und
eine schmuckere feuilletonistische Form für das, was
die Männer der Tat einstweilen verrichten, wird sich
im Unklaren darüber, daß er es vor der Partei, deren
er scheint von der Hoffnung durchdrungen, daß ent-
schlossener Fanatismus den Mangel wettmachen
könne. Er geht denn auch gleich scharf ins Zeug,
indem er es ablehnt, mit Flüchtlingen, die ihm Ab-
trünnigkeit vorwarfen, »über die deutschen Vorgänge
zu sprechen«, weil man solches nur mit solchen
dürfe, die sie innerhalb Deutschlands selbst erlebt
haben. Nur die, die durch die Spannungen der letzten Monate hindurch-
gegangen sind, die von Stunde zu Stunde, von Zeitung zu Zeitung,
von Umzug zu Umzug
| nun
| bb
|₰
| nicht leicht
Jerusalemer Konvolut, fol. [62] recto
Pagination oben rechts: "61". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 25. 05. 1933 (zitierter Text)