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Noch wenn sie sich selber hereinfallen, ihrer Wirkung
sicher. Wissen wir denn, wissen sie selbstes, womit
sie uns plagen ? Sie wissen es nicht ; nicht, was sie sind,
und nicht einmal, was sie verleugnen. »Wir dürfen daher
nicht« ist der logische Schluß aus der Erkenntnis,
daß wir gedurft haben und | dürfen. »Es kommt jetzt
nicht auf Programme und Ideen an«, durch die wir
groß, durch deren Mißbrauch wir größer geworden
sind, durch deren Verrat wirnoch größer werden|
wollen.
Die Ideen des Programmes verpflichten uns nicht, wie Narren zu
handeln und alles umzustürzen. Als hätten sie je zu etwas anderm verpflichtet ! Aber
die Verhältnisse sind eben noch nicht reif, angepaßt
und gemeistert zu werden, und | so einen Blödsinn,
daß wir unsere Ideen ausführen, wird man uns nicht
zumuten. Das Programm hat so stark gewirkt, daß
man es nicht mehr braucht ; es läßt einen Glauben
zurück, der der irdischen Güter entbehren kann, um
letzten Endes Berge zu versetzen. Er sichert nicht
die Macht, aber deren Bewußtsein, ergibt den
Mut, täglich von vorn anzufangen und einer Nation,
der das ruere in servitium ein Akt der Wollust ist,
Strafe und Last als Gnade zuzuteilen. Das spielt
sich im Politischen so leicht wie im Sozialen ab.
Als das Zentrum seinen Leiden erlag erfolgte die Auflösung im Einvernehmenmit dem
Reichskanzler
| und die Toten gelobten, sich in Treue »von niemand
übertreffen zu lassen«. Damit die Juden hinauskönnen,
»dürfen« sie Exportware abnehmen▒ und überall
mischt die Mordslüge noch den freien Willen ein
nebst der Gnade des Erpressers. Alles spendet. »Un-
zählige Beamte und Angestellte«, »unzählige Arbeiter«
haben, da die Lebensmittel ohnehin unerschwinglich
sind, nicht nur einen Teil ihres Gehaltes oder Lohnes
»als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen
Arbeit« abgeführt, sondern
sicher. Wissen wir denn, wissen sie selbst
sie uns plagen ? Sie wissen es nicht ; nicht, was sie sind,
und nicht einmal, was sie verleugnen. »Wir dürfen daher
nicht« ist der logische Schluß aus der Erkenntnis,
daß wir gedurft haben und | dürfen. »Es kommt jetzt
nicht auf Programme und Ideen an«, durch die wir
groß, durch deren Mißbrauch wir größer geworden
sind, durch deren Verrat wir
handeln und alles umzustürzen. Als hätten sie je zu etwas anderm verpflichtet
die Verhältnisse sind eben noch nicht reif, angepaßt
und gemeistert zu werden, und | so einen Blödsinn
daß wir unsere Ideen ausführen, wird man uns nicht
zumuten. Das Programm hat so stark gewirkt, daß
man es nicht mehr braucht ; es läßt einen Glauben
zurück, der der irdischen Güter entbehren kann, um
letzten Endes Berge zu versetzen. Er sichert nicht
die Macht, aber deren Bewußtsein, er
Mut, täglich von vorn anzufangen und einer Nation,
der das ruere in servitium ein Akt der Wollust ist,
Strafe und Last als Gnade zuzuteilen. Das spielt
sich im Politischen so leicht wie im Sozialen ab.
Als das Zentrum seinen Leiden erlag erfolgte die Auflösung im Einvernehmen
übertreffen zu lassen«. Damit die Juden hinauskönnen,
»dürfen« sie Exportware abnehmen
mischt die Mordslüge noch den freien Willen ein
nebst der Gnade des Erpressers. Alles spendet. »Un-
zählige Beamte und Angestellte«, »unzählige Arbeiter«
haben, da die Lebensmittel ohnehin unerschwinglich
sind, nicht nur einen Teil ihres Gehaltes oder Lohnes
»als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen
Arbeit« abgeführt, sondern
| denn,
| immer noch
| am
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| verleiht
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| mit dem Überwinder,
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Jerusalemer Konvolut, fol. [250] recto
Pagination oben rechts: "240". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Bleistift
- #undefined
Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 07. 07. 1933 (zitierter Text)
Anmerkung
Eliminierter Verweis auf