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österreichische Führerschule, in der die fröhliche
Wissenschaft getrieben wurde, zaubert sie nicht das
Bild jener bessern Tage vor den Sinn, die die
Redaktion unserer ‚Stunde‘ gesehen hat ? Freilich
mit dem Unterschied, daß die Büberei in den Dienst
einer heroischen Erpressung gestellt erscheint. Es
ist respektgebietend, wie eine Welt von Felonie,
Meuchlertücke und autorisiertem Denunziantentum
sich mit jeglichem Habitus unanfechtbarer Wahr-
haftigkeit, mit allen Insignien einer sittlichen Glorie
umgibt und| letzten Endes| die totale Deckung findet
in jenem ehrwürdigen Symbol der Treue, mit dem
verglichen Schober ein Sinnbild des Wankelmutes
war, indem er uns ja längst dahin geführt hätte.
(Erschien doch jüngst in diesem Weltspuk, der
einem kein Phantom vorenthält, sein Schatten
zwischen der Steffi Richter und dem Lord Rother-
mere, der ihr den Korridor zu Füßen legen wollte.
Jener fürwahr hätte die T▒eue, die er der Demokratie
gelobt hatte, | dem Nationalsozialismus gehalten !)
Welch ein Menschliches muß zur Abklärung gelan-
gen, bevor die Persönlichkeit zur Briefmarke reift !
Daß eine schwarze Messe zur Andacht ruft, ist das
Unikum der Kultusgeschichte, gestützt von der Uner-
schütterlichkeit eines Glaubens, dessenPriester
einander vor der Gemeinde des Verrates bezichtigen,
um sich in gegenseitiger Ehrerbietung so auszu-
gleichen, daß die allgemeine komplett wird. Reichspräsident v. Hindenburg hat den Dipl.-Ing. Gottfried Feder
zum Staatssekretär des Reichswirtschaftsministeriums ernannt. — —
Feder ist ein Feind Hindenburgs. Bei der Präsidentschaftswahlkampagne
erregte er durch eine in Kassel am 12. März, dem Tage vor dem
ersten Wahlgang, gehaltene Rede Aufsehen, indem er Hindenburg
sechs Treubrüche vorwarf : bei der Entlassung Ludendorffs, bei
der Flucht Wilhelm II. nach Holland, beim Munitionsarbeiterstreik,
durch die Absage eines Besuches bei Ludendorff am Tannenberg-Tag
1925, durch die Unterzeichnung des Republihschutzgesetzes und die
Verweisung des Exkaisers und schließlich dadurch, daß er 1925 bis
1932 sein Amt nicht im Sinne seiner Wähler ausgeübt hatte (was
Wissenschaft getrieben wurde, zaubert sie nicht das
Bild jener bessern Tage vor den Sinn, die die
Redaktion unserer ‚Stunde‘ gesehen hat ? Freilich
mit dem Unterschied, daß die Büberei in den Dienst
einer heroische
ist respektgebietend, wie eine Welt von Felonie,
Meuchlertücke und autorisiertem Denunziantentum
sich mit jeglichem Habitus unanfechtbarer Wahr-
haftigkeit, mit allen Insignien einer sittlichen Glorie
umgibt und| letzten Endes| die totale Deckung findet
in jenem ehrwürdigen Symbol der Treue, mit dem
verglichen Schober ein Sinnbild des Wankelmutes
war, indem er uns ja längst dahin geführt hätte.
(Erschien doch jüngst in diesem Weltspuk, der
einem kein Phantom vorenthält, sein Schatten
zwischen der Steffi Richter und dem Lord Rother-
mere, der ihr den Korridor zu Füßen legen wollte.
Jener fürwahr hätte die T
gelobt hatte, | dem Nationalsozialismus gehalten
Welch ein Menschliches muß zur Abklärung gelan-
gen, bevor die Persönlichkeit zur Briefmarke reift !
Daß eine schwarze Messe zur Andacht ruft, ist das
Unikum der Kultu
schütterlichkeit eines Glaubens, dessen
einander vor der Gemeinde des Verrat
um sich in gegenseitiger Ehrerbietung so auszu-
gleichen, daß die allgemeine komplett wird. Reichspräsident v. Hindenburg hat den Dipl.-Ing. Gottfried Feder
zum Staatssekretär des Reichswirtschaftsministeriums ernannt. — —
Feder ist ein Feind Hindenburgs. Bei der Präsidentschaftswahlkampagne
erregte er durch eine in Kassel am 12. März, dem Tage vor dem
ersten Wahlgang, gehaltene Rede Aufsehen, indem er Hindenburg
sechs Treubrüche vorwarf : bei der Entlassung Ludendorffs, bei
der Flucht Wilhelm II. nach Holland, beim Munitionsarbeiterstreik,
durch die Absage eines Besuches bei Ludendorff am Tannenberg-Tag
1925, durch die Unterzeichnung des Republi
Verweisung des Exkaisers und schließlich dadurch, daß er 1925 bis
1932 sein Amt nicht im Sinne seiner Wähler ausgeübt hatte (was
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Jerusalemer Konvolut, fol. [151] recto
Pagination oben rechts: "147". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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