|₰
| Zeremoniell
| Unbewegtheit
|₰
| „
| erde,
202
Zustand herbeigeführt und das Erhebendste daran ist,
wie sich die Menschheit gewöhnt hat, sie als etwas
außer dem Bereich der Menschheit zu empfinden.
Und das Erstaunliche an den Dingen wäre dann
nicht so sehr, daß es sie gibt, als daß immer wie-
der Menschen für diesen Beruf geboren werden und
die Sprache erlernen, die der Sachverhalte entbehrt,
abersie bewirkt. Immerhin, wenn es schon für das,
wovor sich das Herz derGottesschöpfung zusammen-
krampft, keinen Ausdruck der Staatssprache gibt,
so ist man vielleicht doch nicht zu anspruchsvoll,
wenn man endlich auch diese Kurialien einer
»Fühlungnahme« missen möchte, die nichts fühlt, und
einer »Aufmerksamkeit«, mit der nichts verfolgt wird ;
dies verbindlich Unverbindliche einer Bereitschaft,
die nicht vom Fleck kommt, auch wenn sie ihr
Geschäft im Umherziehen besorgt, das doch nur ein
Herumziehen ist ; diese ewige Selbstzurede : »zu diesem
Zwecke muß man«, »man darf nicht länger« und
»es kann nicht schwer fallen«, | daß nichts geschieht.
Nicht einmalein Reißen der Geduld, wenn sich das
leibhaftige Chaos zuchtmeisterlich der Welt empfiehlt
und wenn der Einbruch in ihre Gesittung noch als
Zwang auftrumpft, ihn nicht wahrzunehmen. Mischt
sich in dasFörmliche dieser Reaktion | ein Naturlaut,
so wirkt er erreignishaft. Einer Diplomatie, die seit
Kriegsschluß Geduld und Appetit zeigt, war zu
wünschen, daß sie in wehrloser Stummheit jene
| zwanglose Unterhaltung| mitmache, deren Eindruck
keine Beschreibung wiedergeben könnte, damit sie
einmal gewahr wird, welche Wirklickheit hinter
Redensarten haust !
wie sich die Menschheit gewöhnt hat, sie als etwas
außer dem Bereich der Menschheit zu empfinden.
Und das Erstaunliche an den Dingen wäre dann
nicht so sehr, daß es sie gibt, als daß immer wie-
der Menschen für diesen Beruf geboren werden und
die Sprache erlernen, die d
aber
wovor sich das Herz der
krampft, keinen Ausdruck der Staatssprache gibt,
so ist man vielleicht doch nicht zu anspruchsvoll,
wenn man endlich auch diese Kurialien einer
»Fühlungnahme« missen möchte, die nichts fühlt, und
einer »Aufmerksamkeit«, mit der nichts verfolgt wird ;
dies verbindlich Unverbindliche einer Bereitschaft,
die nicht vom Fleck kommt, auch wenn sie ihr
Geschäft im Umherziehen besorgt, das doch nur ein
Herumziehen ist ; diese ewige Selbstzurede : »zu diesem
Zwecke muß man«, »man darf nicht länger« und
»es kann nicht schwer fallen«, | daß nichts geschieht.
Nicht einmal
und wenn der Einbruch in ihre Gesittung noch als
Zwang auftrumpft, ihn nicht wahrzunehmen. Mischt
sich in das
so wirkt er er
Kriegsschluß Geduld und Appetit zeigt, war zu
wünschen, daß sie in wehrloser Stummheit jene
| zwanglose Unterhaltung| mitmache, deren Eindruck
keine Beschreibung wiederg
einmal gewahr w
Redensarten haust !
Daß man in Österreich den leiblichen Vertreter
solcher Sendung unerwünscht findet, entspringt einem
Entschluß, der Unterstützung und nicht Hemmung ver-
dient, durch solche die ihm (letzten Endes) die Rettung
eines politischen Pensionistendaseins, im eigentlichsten
Sinne, verdanken werden ; die es wissen, aber
Pharisäer genug sind, um anders zu bekennen und
die Wirksamkeit gegen ein Übel zu stören, zu
solcher Sendung unerwünscht findet, entspringt einem
Entschluß, der Unterstützung und nicht Hemmung ver-
dient, durch solche die ihm (letzten Endes) die Rettung
eines politischen Pensionistendaseins, im eigentlichsten
Sinne, verdanken werden ; die es wissen, aber
Pharisäer genug sind, um anders zu bekennen und
die Wirksamkeit gegen ein Übel zu stören, zu
| ie
|₰
| S
| nämlich
| der Faden der
Höflichkeit reißt,
Höflichkeit reißt,
| einmal▒ einmalendlich
| «im Radio“
| ibt,
| hk
Jerusalemer Konvolut, fol. [211] recto
Pagination oben rechts: "202". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 07. 04. 1933 (zitierter Text)