| —
| duz
| pressend
| vernehm
| l
|₰
| erklärlich
209
einer
den Kulturbelangen österreichischer Gegenwart zu-
zuneigen, die ich nach wie vor in Verdacht habe,
daß sie beim christlich-germanischen Schönheitsideal
hinauswollen. Um das Geistesleben ist es mir nicht
zu tun, das besorge ich schon selbst ! Aber es geht
darum, daß die Basis des Lebens gesichert wird,
welche mir durch eine Beeinträchtigung der Preßfrei-
heit keineswegs alteriert erscheint. Nicht einmal
durch die Redigierung der Titel, den Griff an den
Lebensnerv der Meinungstyrannis, die Bändigung
der Gehirnparasiten, durch ein kulturbewußtes Wag-
nis, zu dem mehr Mut gegen die Presse gehört als
der von Gleichschaltern, die, den Ausdruck eigenen
Willens erzwingend, der Kritik entzogen bleiben —,
Tat und Wohltat, für die jede Seite der ‚Fackel‘
Vorwort und Dank enthält ; und deren Wirkung im
erstickten Marktschrei wie im knirschenden Verdruß
der Händlermerkbar wird. Jetzt müßte nur noch die
Reduzierung des Textes folgen, und alles wäre in
Ordnung. Ich teile die fortschrittliche Meinung, daß
derlei bisher weder im liberalen noch im absolu-
tistischen Österreich mög▒ich war : die Entschlossen-
heit, die ohne demokratisches Bedenken das Gesetz
der Trägheit bricht und gegenüber dem Verhängnis
zeigt, daß halt doch etwas zu machen ist. Was diese
meinee Haltung betrifft, so ist sie, weil ich bei der
Sozialdemokratie untendurch bin, vielleicht aus dem
Wunschzu erklären, bei den Christlichsozialen oben-
auf zu sein ; sicher | aus dem Erlebnis, daß zum ersten-
mal die Kongruenz des Einzelinteresses, welches auf
Bewahrung der Daseins- und Wirkensmöglichkeit
abzielt, mit dem Staatswillen erkennbar wird, und ; wäre siefrüher erfolgt▒ ▒vordem und überall auf der Welt erfolgt, ▒ diese hätte keinen
Krieg zu bereuen und keinen Hitler zu fürchten. Ichbetretetrete
betrete mit dieser Wahrnehmung beiweitem nicht ▒ einesdas Feld der Politik, sondern im Gegenteil das der
Logik. Die bereiteste Abwehr gegen die Restauration einer Geistigkeit der Lorbeerreiser, der stärkste Widerstand gegen
ein System, das die Arbeiterschaft für die Sünde ihrer falschen Befreier büßen lassen wollte, hat vor der Anerkennung
des Einmaleins, das ihr das Leben rettet, zu verzichten.
zuneigen, die ich nach wie vor in Verdacht habe,
daß sie beim christlich-germanischen Schönheitsideal
hinauswollen. Um das Geistesleben ist es mir nicht
zu tun
darum, daß die Basis des Lebens gesichert wird,
welche mir durch eine Beeinträchtigung der Preßfrei-
heit keineswegs alteriert erscheint. Nicht einmal
durch die Re
Lebensnerv der Meinungstyrannis, die Bändigung
der Gehirnparasiten
nis, zu dem mehr Mut gegen die Presse gehört als
der von Gleichschaltern, die, den Ausdruck eigenen
Willens er
Tat und Wohltat, für die jede Seite der ‚Fackel‘
Vorwort und Dank enthält ; und deren Wirkung im
erstickten Marktschrei wie im knirschenden Verdruß
der Händler
Reduzierung des Textes folgen, und alles wäre in
Ordnung
derlei bisher weder im liberalen noch im absolu-
tistischen Österreich mög
heit, die ohne demokratisches Bedenken das Gesetz
der Trägheit bricht und gegenüber dem Verhängnis
zeigt, daß halt doch etwas zu machen ist. Was diese
meine
Sozialdemokratie untendurch bin, vielleicht aus dem
Wunsch
auf zu sein ; sicher | aus dem Erlebnis, daß zum ersten-
mal die Kongruenz des Einzelinteresses, welches auf
Bewahrung der Daseins- und Wirkensmöglichkeit
abzielt, mit dem Staatswillen erkennbar wird, und ; wäre sie
Krieg zu bereuen und keinen Hitler zu fürchten. Ich
Logik. Die bereiteste Abwehr gegen die Restauration einer Geistigkeit der Lorbeerreiser, der stärkste Widerstand gegen
ein System, das die Arbeiterschaft für die Sünde ihrer falschen Befreier büßen lassen wollte, hat vor der Anerkennung
des Einmaleins, das ihr das Leben rettet, zu verzichten.
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Jerusalemer Konvolut, fol. [218] recto
Pagination oben rechts: "209". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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