216eins bekennen, welches doch eine Entdeckung ist,
wenn höhere Mathematiksich als falsch erwiesen
hat ? Wie sollte man nicht zu Bestrebungen stehen,
deren Zweckdienlichkeit evident, deren Unehrlich-
keit vom Gegner behauptet, aber noch lange
nicht so bewiesen ist wie die seine ; zu einer
werktätigen Leistung, die wie alles staatsbür-
gerliche Wirken auch das eigene berührt, und wäre
ihm die Geisteswelt ihrer Vollbringer noch so ent-
legen. Keinesfalls steht mandoch zu der Sache des
Demokraten, in dessen Haus eingebrochen wird und
der der Polizei in den Arm fällt, weil sie ihn nach
der Notverordnung schützen will und nicht nach der
Verfassung, und der er bei diesem Anlaß auch sonst
seine Meinung sagt. (Diese Metapher behält ihre
Gültigkeit, wiewohl sie mir inzwischen von einem,
dem vieles einfällt, was bei mir sicher ist, verbogen
wurde.) So simple Erkenntnisse verdankt man dem
Problem einer Freiheit, die lieber im Zwiespalt von
Phrase und Inhalt zugrunde geht, als sich durch
fremde Entscheidung das Leben retten zu lassen ;
und lieber für eine »Volksadresse« hausiert als an
die Adresse des Volkes die Wahrheit zu berichten.
Und so verhält sich der Nachrufer der Monarchie
zu einem republikanischen Dasein, für das er tat-
loses Wollen und gedankenloses Reden mitGrund-
sätzen gerüstet sieht. Die nach meinem Diktat Satire
üben, mögen sie jetzt dem Motiv jener restaurierten
Formen zuwenden, die mit dem Stoff der »Letzten
Tage der Menschheit« verknüpft bleiben. Der sie
schrieb, zeigt sich, da die Freiheit bessern Gebrauch
schuldig blieb, jeder Unternehmung zugewendet, die,
tathaft oder stimmungsmäßig, heute helfen könnte,
größeres Grauen abzuwehren. Ich bleibe des Wider-
streits bewußt zwischen Symbolen und Aeroplanen,
und alles Denkbare trennt mich von dem Positivum,
das die Bezwinger der neuen Türkengefahr mitbrin-
gen. Dem Zauber der Montur erliege ich so wenig wie
dem Flitter der Freiheit ; jedoch gelobt sei der | Wille,
wenn höhere Mathematik
deren Zweckdienlichkeit evident, deren Unehrlich-
keit vom Gegner behauptet, aber noch lange
nicht so bewiesen ist wie die seine ; zu einer
werktätigen Leistung, die wie alles staatsbür-
gerliche Wirken auch das eigene berührt, und wäre
ihm die Geisteswelt ihrer Vollbringer noch so ent-
legen. Keinesfalls steht man
Demokraten, in dessen Haus eingebrochen wird und
der der Polizei in den Arm fällt, weil sie ihn nach
der Notverordnung schützen will und nicht nach der
Verfassung, und der er bei diesem Anlaß auch sonst
seine Meinung sagt. (Diese Metapher behält ihre
Gültigkeit, wiewohl sie mir inzwischen von einem,
dem vieles einfällt, was bei mir sicher ist, verbogen
wurde.) So simple Erkenntnisse verdankt man dem
Problem einer Freiheit, die lieber im Zwiespalt von
Phrase und Inhalt zugrunde geht, als sich durch
fremde Entsch
und lieber für eine »Volksadresse« hausiert als an
die Adresse des Volk
Und so verhält sich der Nachrufer der Monarchie
zu einem republikanischen Dasein, für das er tat-
loses Wollen und gedankenloses Reden mit
üben, mögen sie jetzt dem Motiv jener restaurierten
Formen zuwenden, die mit dem Stoff der »Letzten
Tage der Menschheit« verknüpft bleiben. Der sie
schrieb, zeigt sich, da die Freiheit bessern Gebrauch
schuldig blieb, jeder Unternehmung zugewendet, die,
tathaft oder stimmungsmäßig, heute helfen könnte,
größeres Grauen abzuwehren. Ich bleibe des Wider-
streits bewußt zwischen Symbolen und Aeroplanen,
und alles Denkbare trennt mich von dem Positivum,
das die Bezwinger der neuen Türkengefahr mitbrin-
gen. Dem Zauber der Montur erliege ich so wenig wie
dem Flitter der Freiheit ; jedoch gelobt sei der | Wille,
| Überhebung
| vor dem Falle
| kam ?
|₰
| iedenheit
|₰
| Prinzipien
|₰
| simple
Jerusalemer Konvolut, fol. [225] recto
Pagination oben rechts: "216". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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