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| noch
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bei der (heute besonders wichtigen) Frage fest : Wie
hießen eigentlich deine Großmütter mit ihren Mäd-
chennamen ? Sonderbare Beschäftigung für eine Nation, deren
Führer | der Meinung sein müssen, daß es mit den
Butterpreisen zusammenhängt. Ein Gran Verstand
wäredoch sonst höchstens in eer Hoffnung zu er-
kennen, daß man einer jüdischen Großmutter auf die
Spur kommen wird,welche dieser Generation noch
einige Aussicht offen ließe. Nur ungemischtes Blut
hecktdoch solchen Alfanz aus, der ein Volk dem
Spott der Nachbarschaft preisgibt, und was für eine
kluge und kultivierte Frau, so im Berlin der Sech-
zigerjahre lebend, muß jene gewesen sein. Nein, als
Schandfleck der Familie hat sie dazustehn, und weh
dir, daß du ihr Enkel bist. Um ihrer Existenz willen
verliert man seinen Posten, doch zu diesem Zweck
muß man sie | suchen ; manchem, der sie schon hat,
ist man noch nicht dahintergekommen, aber die
Bürokollegen munkeln bereits. Früher oder später
kommt’s ja doch heraus, und der Lokalaozeiger, der
die Suche mit einer »Schnitzeljagd« vergleicht, leistet
gute Dienste. Er zeigt dem, der den kostspieligen
Weg zum Genealogen scheut, einen Ausweg : Zuerst die Tanten . . . Die wissen viel und haben manches aufgehoben.
Auf diesem Weg ist Wahnsinn, meint Shakespeare ?
Nein, die Sache wird faustisch : Göttinen thronen hier in Einsamkeit, Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit ; Von ihnen sprechen ist Verlegenheit. Ner daß es nicht | Mütter sind, sondern eben, die Tanten▒
Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen ;
Du selbst bist schuld, daß ihrer wir bedürfen.
Kurzum :
Hier wittert’s nach der Hexenküche,
Nach einer längst vergangenen Zei▒
hießen eigentlich deine Großmütter mit ihren Mäd-
chennamen ? Sonderbare Beschäftigung für eine Nation, deren
Führer | der Meinung sein müssen, daß es mit den
Butterpreisen zusammenhängt. Ein Gran Verstand
wäre
kennen, daß man einer jüdischen Großmutter auf die
Spur kommen wird,
einige Aussicht offen ließe. Nur ungemischtes Blut
heckt
Spott der Nachbarschaft preisgibt
kluge und kultivierte Frau, so im Berlin der Sech-
zigerjahre lebend, muß jene gewesen sein. Nein, als
Schandfleck der Familie hat sie dazustehn, und weh
dir, daß du ihr Enkel bist. Um ihrer Existenz willen
verliert man seinen Posten, doch zu diesem Zweck
muß man sie | suchen ; manchem, der sie schon hat,
ist man noch nicht dahintergekommen, aber die
Bürokollegen munkeln bereits. Früher oder später
kommt’s ja doch heraus, und der Lokala
di
gute Dienste. Er zeigt dem, der den kostspieligen
Weg zum Genealogen scheut, einen Ausweg : Zuerst die Tanten . . . Die wissen viel und haben manches aufgehoben.
Auf diesem Weg ist Wahnsinn, meint Shakespeare ?
Nein, die Sache wird faustisch : Göttinen thronen hier in Einsamkeit, Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit ; Von ihnen sprechen ist Verlegenheit. N
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| ein Glücksfall,
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Jerusalemer Konvolut, fol. [148] recto
Pagination oben rechts: "144". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Buntstift, rot
- #undefined
- Markierung für den Druck der Fackel Nr. 890: vertikale Linie Rechts
Hs. Ergänzung: 25. 06. 1933 (zitierter Text)