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. . . Der Kampfbund für dnutche Kultur, der sich von jeher
Schutz und Förderung des deutschen Kulturgutes in Bayreuth in jeder
Form angelegen sein linß, stellt fest, daß keine seiner kompetenten
Stellen jemals sich gegen eine künstlerische Betäti-
gung Arturo Toscaninis aussprach und daß insbesondere der
preussische Landesleiter Reichstagsabgeordneter Hinkel — Dieses »von jeher« erklärt sich denkrichtig aus dem
Umstand, daß in drei Monaten so viel gelogen
wurde wie vorher in drei Jahrhunderten. Aber auch
das Ganze ist plausibel und kein Deutschbewußter
zweifelt mehr, daß alles in Ordnung geht und sogar
dem Fremdblütigen freie Bahn eröffnet wurde,
während der zur Logik Inklinierende, der nicht er-
fährt, daß Toscanini abgelehnt hat, weilAndern die
künstlerische Betätigung verwehrt ist, sich den Sach-
verhaltaber so rekonstruieren muß : Jener hat sich
beworben und streut nun aus, er sei abgelehnt
worden ; oder : er wurde eingeladen und fürchtet
unfreundlich empfangen zu werden. Denn darauf
würde niemand kommen, daß | einem, der aus Ab-
scheu vor dem Geber die Gabe verschmäht hat, die
Antwort zuteil wird, man habe sie ihm dnch geben
wollen— worüber beklagt er sich also ? der Em-
pfänger eines Fußtritts stellt | fest, daß er keinen aus-
geteilt hat. Erstreift mit keinen Wort die Prämisse,
um irgend etwas folgen zu lassen, was | hinter ihr
zurückliegt — das bekannte Kleingeld, das für die
verfolgende Unschuld in allen Lagen herauskommt.
Es ist die Aufnordnung der Petite, an der aber
nicht so sehr Baldur | als Loki| beteiligt sein dürfte,
der ihn letzten Endes zu Falle gebracht hat. Daß
die Gabe, die Toscanini empfangen sollte| im höch-
sten Maße der Gewinn des Gebers wäre, indem
doch Bayreuth ohne ihn so »bankrott von oben bis
unten« ist wie heute Deutschland nach dem Aus-
spruch eines bayrischen Staatsministers, wird dort,
wo man den Fußtritt zwar spürt, aber nicht zugibt,
in Abrede gestellt. Die sympathische »Dötz«, die
freilich schon über den Verlust Walters als den
Schutz und Förderung des deutschen Kulturgutes in Bayreuth in jeder
Form angelegen sein li
Stellen jemals sich gegen eine künstlerische Betäti-
gung Arturo Toscaninis aussprach und daß insbesondere der
preussische Landesleiter Reichstagsabgeordneter Hinkel — Dieses »von jeher« erklärt sich denkrichtig aus dem
Umstand, daß in drei Monaten so viel gelogen
wurde wie vorher in drei Jahrhunderten. Aber auch
das Ganze ist plausibel und kein Deutschbewußter
zweifelt mehr, daß alles in Ordnung geht und sogar
dem Fremdblütigen freie Bahn eröffnet wurde,
während der zur Logik Inklinierende, der nicht er-
fährt, daß Toscanini abgelehnt hat, weil
künstlerische Betätigung verwehrt ist, sich den Sach-
verhalt
beworben und streut nun aus, er sei abgelehnt
worden ; oder : er wurde eingeladen und fürchtet
unfreundlich empfangen zu werden. Denn darauf
würde niemand kommen, daß | einem, der aus Ab-
scheu vor dem Geber die Gabe verschmäht hat, die
Antwort zuteil wird, man habe sie ihm d
wollen
pfänger eines Fußtritts stellt | fest, daß er keinen aus-
geteilt hat. Er
um irgend etwas folgen zu lassen, was | hinter ihr
verfolgende Unschuld in allen Lagen herauskommt.
Es ist die Aufnordnung der Petite, an der aber
nicht so sehr Baldur | als Loki| beteiligt sein dürfte,
der ihn letzten Endes zu Falle gebracht hat. Daß
die Gabe, die Toscanini empfangen sollte| im höch-
sten Maße der Gewinn des Gebers wäre
doch Bayreuth ohne ihn so »bankrott von oben bis
unten« ist wie heute Deutschland nach dem Aus-
spruch eines bayrischen Staatsministers
wo man den Fußtritt zwar spürt, aber nicht zugibt,
freilich schon über den Verlust Walters als den
| e
| e
| a
| etwa
| j
| da
| o
| ,
| reinen Gewissens
| verschluckt
| weit
| Schirach
| Goebbels
| ,
| —
| —,
| gar nicht berührt.
Jerusalemer Konvolut, fol. [140] recto
Pagination obere linke Ecke: "138". (Bleistift)
Pagination oben rechts: "138". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Bleistift
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 06. 1933. (zitierter Text)