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ist, und so wäre die Psychose auf einen nationalen
Starrkrampfanfall zurückzuführen, dem alles ausgesetzt
ist, was exerzieren und dozieren oder beides zugleich
kann. Aber was nützte solche Erkenntnis, da die
Bewegung nicht geheilt, sondern geheiligt sein will ?
»Hinein da möcht’ ich mich nicht wagen.«|
Nur, um dir’s im Vertraun zu sagen :
Zwei Philosophen bin ich auf der Spur,
Ich horchte zu, es hieß : Natur ! Natur !
Nietzsche ? Nicht doch, doch nicht ! Er wäre, trotz aller
Schwankung zwischen den Kulturen, für untermensch-
liche Methoden, zur Natur zurückzufinden, für eine
Grausamkeit, die zugleich unappetitlich ist, vermöge
seiner Hinneigung zu romanischen und semitischen
Lebensformen kaum heranzuziehen. Wohl hat es ihn
nach den »Barbaren des zwanzigsten Jahrhunderts«
verlangt, welche er aber doch wieder in ihrer Vor-
handenheit nachdrücklichst abgelehnt hat. Wohl hat
er mannigfach auch mit dem Hammer Thors philo-
sophiert und viel Unheil angerichtet durch jenen Über-
menschen, den er »euch lehrte«, der — selbst auf
die Sicht der Äonen, in die er sein Denken projiziert
hat — ein Entwurf bleibt▒ und dem in seiner nun-
mehrigen Vollendung der Geist wie dem Faust (von
dem er stammt) zuriefe : Welch erbärmlich Grauen Fasst Übermenschen dich !
Denn wirklich :
Wo ist der Seele Ruf ?→
Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf,
Und trug und hegte, die mit Freudebeben
Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben ?
Solche Gleichschaltung wäre also verbeigelungen,
und Nietzsche,der Zuchtwarte abgelehnt hat,
hätte an der Anwendung des Axioms, daß der Mensch
etwas ist, das überwunden werden soll, wenig helle-
nische Freude. Denn was der Affe für den Menschen
ist und der Mensch für den Übermenschen sein soll,
Starrkrampfanfall zurückzuführen, dem alles ausgesetzt
ist, was exerzieren und dozieren oder beides zugleich
kann. Aber was nützte solche Erkenntnis, da die
Bewegung nicht geheilt, sondern geheiligt sein will ?
»Hinein da möcht’ ich mich nicht wagen
Schwankung zwischen den Kulturen, für untermensch-
liche Methoden, zur Natur zurückzufinden, für eine
Grausamkeit, die zugleich unappetitlich ist, vermöge
seiner Hinneigung zu romanischen und semitischen
Lebensformen kaum heranzuziehen. Wohl hat es ihn
nach den »Barbaren des zwanzigsten Jahrhunderts«
verlangt, welche er aber doch wieder in ihrer Vor-
handenheit nachdrücklichst abgelehnt hat. Wohl hat
er mannigfach auch mit dem Hammer Thors philo-
sophiert und viel Unheil angerichtet durch jenen Über-
menschen, den er »euch lehrte«, der — selbst auf
die Sicht der Äonen, in die er sein Denken projiziert
hat — ein Entwurf bleibt
mehrigen Vollendung der Geist wie dem Faust (von
dem er stammt) zuriefe : Welch erbärmlich Grauen Fa
und Nietzsche,
hätte an der Anwendung des Axioms, daß der Mensch
etwas ist, das überwunden werden soll, wenig helle-
nische Freude. Denn was der Affe für den Menschen
ist und der Mensch für den Übermenschen sein soll,
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| , bekennt man,
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| welcher
Jerusalemer Konvolut, fol. [55] recto
Pagination oben rechts: "55". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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