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wirkenden Demokratie, dazu zu bemerken, eine so
zustandegekommene Abstimmung sei »null und
nichtig« ! Das Phänomen einer Erpressung, die das
Opfer noch zur Bestätigung freien Willens zwingt
(unddennoch geopfert hat), kann freilich einer Partei-
macht nicht zum Bewußtsein kommen, dieals die ärgste
Tyrannis | den Zwang Bekessys | überstehenkonnte. Sie
weiß, daß die Bruderpartei zur Rettung ihrer Reste sich
mit Tod und Teufel, Reichswehr und Stahlhelm verbün-
det hätte, gegen Hitler die Hohenzollern herbeisehnend,
für die sie ja auch entschlossen in den Weltkrieg
zog ; sie weiß, daß sie selbst sich, vor dem letzten Ende,
von den Habsburgern vor dem Konzentrationslager
bewahren ließe. Aber sie hat die demagogische
Dreistigkeit, mit dem »kleineren Übel« dessen | ver-
nünftige Wahl zu ironisieren und einen liberalen Betverein »Alles, nur nicht Hitler« zu höhnen, als obdas nicht ein besseres Programm
wäre als das ihre und als wäre sie stark genug,
nebst Hitler spielend auch alles andere zu vermei-
den. Ihre Berichterstattung aus Deutschland, die
überzeugender ans Herz greift als ihre Politik ans
Hirn, bringt Dokumente, vor deren Fülle des Grauens
und der Verzweiflung doch nichts als jener Ausruf
bleibt und wahrlich kein Arbeiter, kein Gewerkschafts-
führer, kein Parteijournalist anders als der liberale Bet-
verein reagieren könnte. Denn wenn sie lesen, wie alte
Genossen von einer tollgewordenenBande gejagt
werden, bis sie zusammenbrechen, mit Stahlruten
ins Gesicht gepeitscht, während ihre Frauen »auf-
passen müssen, wasder Bonze für Gesichter schneidet«,
besudelt, unter wieherndem Gelächter gemartert, bis
nichts von ihnen da ist als eine blutige Masse ;
und wie der Rädelsführer demtapfer Sterben-
den, der das Parteibekenntnis nicht widerrief, folternd
Schweigen über die Folterung abpreßte : So, Mattis, diesmal bist du noch gut davongekommen
zustandegekommene Abstimmung sei »null und
nichtig« ! Das Phänomen einer Erpressung, die das
Opfer noch zur Bestätigung freien Willens zwingt
(und
macht nicht zum Bewußtsein kommen, die
Tyrannis | den Zwang Bekessys | überstehen
weiß, daß die Bruderpartei zur Rettung ihrer Reste sich
mit Tod und Teufel, Reichswehr und Stahlhelm verbün-
det hätte, gegen Hitler die Hohenzollern herbeisehnend,
für die sie ja auch entschlossen in den Weltkrieg
zog ; sie weiß, daß sie selbst sich, vor dem letzten Ende,
von den Habsburgern vor dem Konzentrationslager
bewahren ließe. Aber sie hat die demagogische
Dreistigkeit, mit dem »kleineren Übel« dessen | ver-
nünftige Wahl zu ironisieren und einen liberalen Betverein »Alles, nur nicht Hitler« zu höhnen, als ob
wäre als das ihre und als wäre sie stark genug,
nebst Hitler spielend auch alles andere zu vermei-
den. Ihre Berichterstattung aus Deutschland, die
überzeugender ans Herz greift als ihre Politik ans
Hirn, bringt Dokumente, vor deren Fülle des Grauens
und der Verzweiflung doch nichts als jener Ausruf
bleibt und wahrlich kein Arbeiter, kein Gewerkschafts-
führer, kein Parteijournalist anders als der liberale Bet-
verein reagieren könnte. Denn wenn sie lesen, wie alte
Genossen von einer tollgewordenen
werden, bis sie zusammenbrechen, mit Stahlruten
ins Gesicht gepeitscht, während ihre Frauen »auf-
passen müssen, was
besudelt, unter wieherndem Gelächter gemartert, bis
nichts von ih
und wie der Rädelsführer dem
den, der das Parteibekenntnis nicht widerrief, folternd
Schweigen über die Folterung abpreßte : So, Matt
| mit heiler
Haut keine
ärgere
Haut keine
ärgere
| als
| zu
| hatte.
| einzig
| Meute
| heroisch
Jerusalemer Konvolut, fol. [227] recto
Pagination oben rechts: "218". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Bleistift
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 09. 07. 1933 (zitierter Text)