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werden ausländische Korrespondenten nicht mehr
zugelassen welche die Klagen, die sie über die Lebensweise in den Lagern zu
hören bekamen, an ihre Zeitungen weitergaben. Eine Einmischung in innere Angelegenheiten, die
sich wohl mit der Souveränität keines Staates verrtüge
und deren Abweisung wieder nur auf ein geheucheltes
Unverständnis stößt. Auch Differenzen zwischen den
deutschen Ländern betreffs der Zahl der Schutzhäft-
linge gehen im Grunde das Ausland nichts an. Wenn
der sächsische Innenminister nicht ohne berechtigten
Stolz erklärthat, daß »Sachsen allein über das Dop-
pelte an Schutzhäftlingen habe als das viel größere
Preußen«, undnun der preußische Innenminister fest-
stellt, daßzurzeit ganz Deutschland 18.000 und
Preußen davon 12.000 habe| , so geht zunächst schon
aus der Quelle der Berechnung klar hervor, daß
es sich da wie dort um eine Innenangelegenheit
handelt ; aber auch die scheinbare Unstimmigkeit|
daß Sachsen über 24.000unter den gesamtdeutschen
18.000 Schutzhäftlingen hat, läßt doch die Überein-
stimmung mit Preußen in dem Punkte zu, daß in
ganz Deutschland nicht, wie eine ausländische Tele-
graphenagentur behauptet hat, 100.000 Schutzhäftlinge
gezählt werden, und darum handelt es sich. Wie sich
selbst diese Anzahl zwischen den Ländern verteilen
würde, ist ausschließlich deren Sache, und wenn die
Einheit Deutschlands in diesem Punkte noch nicht
erzielt ist, so beweist dies höchstens, daß jedes der
Länder ihn als Ehrenpunkt in Anspruch nimmt,
nämlich vor einander möglichst viele Schutzhäftlinge
zu haben und nach außen möglichst wenig. Mit dem-
selben Recht könnte man schließlich auch eine Ver-
schiedenartigkeit der Auffassungen bei Dingen be-
mängeln, die nicht auf rechnerischer Grundlage be-
ruhen. Wir haben gehört, daß in der Beurteilung
des Phänomens der Erpressung die Ansichten aus-
einandergehen, wiewohl es doch unstreitig den
zugelassen welche die Klagen, die sie über die Lebensweise in den Lagern zu
hören bekamen, an ihre Zeitungen weitergaben. Eine Einmischung in innere Angelegenheiten, die
sich wohl mit der Souveränität keines Staates verrtüge
und deren Abweisung wieder nur auf ein geheucheltes
Unverständnis stößt. Auch Differenzen zwischen den
deutschen Ländern betreffs der Zahl der Schutzhäft-
linge gehen im Grunde das Ausland nichts an. Wenn
der sächsische Innenminister nicht ohne berechtigten
Stolz erklärt
pelte an Schutzhäftlingen habe als das viel größere
Preußen«, und
stellt, daß
Preußen davon 12.000 habe| , so geht zunächst schon
aus de
es sich da wie dort um eine Innenangelegenheit
handelt ; aber auch die scheinbare Unstimmigkeit|
daß Sachsen über 24.000
18.000 Schutzhäftlingen hat, läßt doch die Überein-
stimmung mit Preußen in dem Punkte zu, daß in
ganz Deutschland nicht, wie eine ausländische Tele-
graphenagentur behauptet hat, 100.000 Schutzhäftlinge
gezählt werden, und darum handelt es sich. Wie sich
selbst diese Anzahl zwischen den Ländern verteilen
würde, ist ausschließlich deren Sache, und wenn die
Einheit Deutschlands in diesem Punkte noch nicht
erzielt ist, so beweist dies höchstens, daß jedes der
Länder ihn als Ehrenpunkt in Anspruch nimmt,
nämlich vor einander möglichst viele Schutzhäftlinge
zu haben und nach außen möglichst wenig. Mit dem-
selben Recht könnte man schließlich auch eine Ver-
schiedenartigkeit der Auffassungen bei Dingen be-
mängeln, die nicht auf rechnerischer Grundlage be-
ruhen. Wir haben gehört, daß in der Beurteilung
des Phänomens der Erpressung die Ansichten aus-
einandergehen, wiewohl es doch unstreitig den
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Jerusalemer Konvolut, fol. [273] recto
Pagination oben rechts: "260". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Bleistift
Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 29. 06. 1933 (zitierter Text)