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kann ich mindestens für den kleinen Zeitraum einer
Vergangenheit,die ich mitgemacht habe, nicht zu-
stimmen. Das läßt sich freilich bloß nach indivi-
duellem Empfinden beurteilen, welches, für das an-
gebrochene Säkulum, für den Ausgang der Monarchie,
für Kriegszeit und Republik niemals einer Regung
von Scham sich zu entwinden vermochte über den
Verrat kulturellen, menschlichen und landschaftlichen
Wertbestands an eine Maffia politischer und jour-
nalistischer Freibeuter, wie sie keine Gemeinschaft
je hervorgebracht und geduldet hat ; und welches,
soweit es überhaupt dazu neigt, dem Staat Bezie-
hungen zum Menschentum einzuräumen, zum ersten-
mal sich jenem zugewendet fühlt. Es ist nicht leicht,
dergleichen zu bekennen, es fällt schwer, die Werk-
statt seiner Eindrucksbildung zu öffnen, und doch
gelingt es einem Satiriker, der seiner Funktion sich
hinreichend sicher weiß, um nicht nurmanche Er-
scheinung zu bemerken, die sich am Novum öster-
reichischer Tatkraft breit macht, sondern um auch
die Witze, die der sozialdemokratischen Journalistik
dazu einfallen, als sein geistiges Eigentum zu er-
kennen. Scherz beiseite ! Denn er hat dem Anstand,
zu weichen, wenn nicht dem Respekt vor Bemühun-
gen, mit denen sichtbar, unter konstanter Todes-
drohung, der Sache aller gedient wird.Meine Satire
und meine Polemik sind umfassender ; und be-
schränken sich, trotz Normen und Formen, derzeit auf
ein Treiben, das ihn und damit der Selbsterhaltung
spottet. Daß ich gegen Dollfuß keiner satirischen
Anwandlung fähig bin — während mir zu Hitler
im Zuge der Betrachtung vielleicht doch etwas ein-
fiel — ; daß ich trotz den »Letzten Tagen der Mensch-
heit« einen Spott verschmähe, den ich jüngeren
Talenten vermacht habe, damit sie ihn bei Lebens-
gefahr gegen den Retter verwenden : solches mag
sie noch verlocken, ihn gegen mich zu kehren.
Dann dürften sie ihre Wunder erleben, wie ich ihn
Vergangenheit,
stimmen. Das läßt sich freilich bloß nach indivi-
duellem Empfinden beurteilen, welches, für das an-
gebrochene Säkulum, für den Ausgang der Monarchie,
für Kriegszeit und Republik niemals einer Regung
von Scham sich zu entwinden vermochte über den
Verrat kulturellen, menschlichen und landschaftlichen
Wertbestands an eine Maffia politischer und jour-
nalistischer Freibeuter, wie sie keine Gemeinschaft
je hervorgebracht und geduldet hat ; und welches,
soweit es überhaupt dazu neigt, dem Staat Bezie-
hungen zum Menschentum einzuräumen, zum ersten-
mal sich jenem zugewendet fühlt. Es ist nicht leicht,
dergleichen zu bekennen, es fällt schwer, die Werk-
statt seiner Eindrucksbildung zu öffnen, und doch
gelingt es einem Satiriker, der seiner Funktion sich
hinreichend sicher weiß, um nicht nur
scheinung
reichischer Tatkraft breit macht, sondern um auch
die Witze, die der sozialdemokratischen Journalistik
dazu einfallen, als sein geistiges Eigentum zu er-
kennen. Scherz beiseite ! Denn er hat dem Anstand
zu weichen, wenn nicht dem Respekt vor Bemühun-
gen, mit denen sichtbar, unter konstanter Todes-
drohung, der Sache aller gedient wird.
schränk
ein Treiben, das ih
spottet. Daß ich gegen Dollfuß keiner satirischen
Anwandlung fähig bin — während mir zu Hitler
im Zuge der Betrachtung vielleicht doch etwas ein-
heit« einen Spott verschmähe, den ich jüngeren
Talenten vermacht habe, damit sie ihn bei Lebens-
gefahr gegen den Retter verwenden : solches mag
sie noch verlocken, ihn gegen mich zu kehren.
Dann dürften sie ihre Wunder erleben, wie ich ihn
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Jerusalemer Konvolut, fol. [216] recto
Pagination oben rechts: "207". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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