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Einsicht in die Verderblichkeit dessen, was täglich erscheint
und was in jeder Art und Richtung der Sonne entgegenstrebt,
nicht im tiefsten Grund erst ihre Bestätigung erfahren
hätte — bis dahin, wo ihr die scheinbaren Gegegnsätze dieser
Meinungswelt ineinanderfließen. Als ob es der Welt positiv
etwas zu bedeuten hätte, wie die politischen Faktoren sie
anschauen, und ihre Meinungsverschiedenheiten aus einem
geistigen Grunde wesentlich wären und nicht bloß darum,
weil zwischen ihnen eine Menschheit leidet. Wäre Herr
Goebbels rechtzeitig beim VBerliner Tageblatt angekommen,
dem er nicht nur kosmisch zugestrebt hat, so wäre ihr mehr
als dessen Gleichschaltung erspart geblieben. In meinem
Werk ist sie zwischen den Gegenwelten vollzogen, weshalb ich,
beiden verhaßt, von beiden reklamoiert werden kann, mir zu
völlig gleichwertigem Verdruß. Aus den „Letzten Tagen der
Menschheit“ holen sich die Nachkommen der Wahnschaffe und
Schwarz-Gelber was sie für ihre Zwecke brauchen, die in
keinem Fall die meinen sind. Wahnschaffes sind augenblick-
lich und unmittelbar bedrohlicher, aber wenn ich vor ihnen
und ihren Scheiterhaufen geborgen wäre, weil die abträgliche
Meinung wegen deutscher Sprache unverständlich bliebe, so
besteht doch die Möglichkeit, daß Schwarz-Gelbers für Auf-
klärung sorgen würden. (Und ich hätte doch noch so viel
gegen beide zu tun.) „In sprachzerfallnen Zeiten“ (die der
Tat zuneigen) „im sichern Satzbau wohnen“ — was nützt es,
wenn jene hineingeschlieft sind? Meine Stellung zu den
Parteien ist insofern schwankend, als mitr Marksteine nicht
zur Orientierung dienen und ich der Freiheit nicht über die
Gasse traue. Daraus erklärt sich auch, daß es mir gelungen
ist, sie in einem Mißtrauen gegen mich zu einigen, mit dem
gelegentliche Päane so stark kontrastieren wie zueinander.
Vergleicht man diese, so möchte man glauben, daß ich mit
den Vertretern sämtlicher politischen Überzeugungen die
Schweine gehütet habe, während ich konsequent doch nur mir
selbst diesen Schutz vor Hirten und Herden angedeihen ließ.
und was in jeder Art und Richtung der Sonne entgegenstrebt,
nicht im tiefsten Grund erst ihre Bestätigung erfahren
hätte — bis dahin, wo ihr die scheinbaren Gegegnsätze dieser
Meinungswelt ineinanderfließen. Als ob es der Welt positiv
etwas zu bedeuten hätte, wie die politischen Faktoren sie
anschauen, und ihre Meinungsverschiedenheiten aus einem
geistigen Grunde wesentlich wären und nicht bloß darum,
weil zwischen ihnen eine Menschheit leidet. Wäre Herr
Goebbels rechtzeitig beim VBerliner Tageblatt angekommen,
dem er nicht nur kosmisch zugestrebt hat, so wäre ihr mehr
als dessen Gleichschaltung erspart geblieben. In meinem
Werk ist sie zwischen den Gegenwelten vollzogen, weshalb ich,
beiden verhaßt, von beiden reklamoiert werden kann, mir zu
völlig gleichwertigem Verdruß. Aus den „Letzten Tagen der
Menschheit“ holen sich die Nachkommen der Wahnschaffe und
Schwarz-Gelber was sie für ihre Zwecke brauchen, die in
keinem Fall die meinen sind. Wahnschaffes sind augenblick-
lich und unmittelbar bedrohlicher, aber wenn ich vor ihnen
und ihren Scheiterhaufen geborgen wäre, weil die abträgliche
Meinung wegen deutscher Sprache unverständlich bliebe, so
besteht doch die Möglichkeit, daß Schwarz-Gelbers für Auf-
klärung sorgen würden. (Und ich hätte doch noch so viel
gegen beide zu tun.) „In sprachzerfallnen Zeiten“ (die der
Tat zuneigen) „im sichern Satzbau wohnen“ — was nützt es,
wenn jene hineingeschlieft sind? Meine Stellung zu den
Parteien ist insofern schwankend, als mitr Marksteine nicht
zur Orientierung dienen und ich der Freiheit nicht über die
Gasse traue. Daraus erklärt sich auch, daß es mir gelungen
ist, sie in einem Mißtrauen gegen mich zu einigen, mit dem
gelegentliche Päane so stark kontrastieren wie zueinander.
Vergleicht man diese, so möchte man glauben, daß ich mit
den Vertretern sämtlicher politischen Überzeugungen die
Schweine gehütet habe, während ich konsequent doch nur mir
selbst diesen Schutz vor Hirten und Herden angedeihen ließ.
Legende
- Drucktext
- Typoskript
- Handschriftlicher Text, Karl Kraus
- Handschriftlicher Text, Druckerei oder Karl Kraus
- Graphenfolge in schwarzer Tinte
- Graphenfolge in Blei
- Graphenfolge in rotem Farbstift
- Graphenfolge in blauer Tinte
- Graphenfolge in blauem Farbstift
Getilgte GraphenfolgeZurückgenommene Tilgung- Unterstreichung
- Zurückgenommene Unterstreichung
- Graphenfolge mit Umrandung
- Zurückgenommene Umrandung
- Handschriftlicher Text, nachgezogen (keine Varianz erkennbar)
- Überschreibung mit Variante Überschreibung mit Varianz (Mouse-Over legt untere Textschicht frei)
- | – vereinheitlichtes Korrektur- und Einfügungszeichen
- – Tilgung (Deleatur)
- – Vertauschung (Transposition)
- Unsichere[?] Entzifferung[?]
- ¿¿¿¿¿¿¿ – nicht entzifferte Graphenfolge
- / – Start bzw. Ende einer Markierung für die Fackel Nr. 890-905
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Jerusalemer Konvolut,
fol. [285] recto.
Standort, Signatur
National Library of Israel, Jerusalem, Abraham Schwadron Collection, Schwad 01 19 290.1.
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Textträger, Grundschicht,
Digitalisat
Gehört zu:
Typoskriptblätter – Schluss des Textes, umfasst 11 Blatt des Konvoluts. Höhe 260 mm, Breite 194 mm. Letzter, nicht bzw. erst in der Fassung für die Fackel Nr. 890–905 gesetzter Absatz des Textes.
Leichte mechanische Schäden – Knicke, selten Risse der Blattränder – und ebenso leichte Verschmutzungen (v. a. Griffecken). Horizontale Falz auf halber Höhe von ursprgl. Faltung.
Digitalisiert von der National Library of Israel mit 300 dpi, 2.456 bis 2.520 Pixel Breite und 3.192 bis 3.312 Pixel Höhe.
Bearbeitungsschichten
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