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Doch schließlich standen die Cäsaren immer über
der Grammatik, und besser | autarkisch nicht deutsch|
können, als Fremdwörter zu gebrauchen, von denen
man nie wissen kann, was sie bedeuten.Gerade ihr
Ersatz hat zu einer Bereicherung des deutschen
Sprachschatzes geführt, um die uns die Nationen
beneiden. Sie verdankt sich aber auch den erwei-
terten Bedürfnissen des Handelsverkehrs, und diese
Entwicklung rechtfertigt — letzten Endes — die
treuherzige Übernahme jüdischer Bräuche, die Be-
wahrungjener Inflation der Schiebersprache, der das
Schrifttum der Republiken Raum gewährt hat und
die heute das erwachte Urseelentum in allen Varianten
»hundertprozentig| beglaubigt, so daß es »in Ordnung
geht«. Das Besondere ist aber die Fähigkeit, in eben
diesem Geiste schöpferisch fortzusetzen und | zu art-
eigener Neubildung zu gelangen, welche die Sprache
dem Bedürfnis einer tiefen Unehrlichkeit anpaßt und
dem Hang zur Scheinheiligung, zur Verschleierung
schmählicher Sachverhalte gerecht wird. Kaum eines
dieser Kommuniqués, das nicht Zuwachs in derlei
Hinsicht brächte, wenn Gewalttätigkeit sich in Normen
kleidet und etwa der Einbruch in eine Wohnstätte
als »Überholung« bezeichnet wird. Oder wenn Miß-
lingen die Promptheit des Erfolgs darstellt und von
einem Prokrustes der Dinge und der Worte ein
Kampfbund »auseinandergegliedert« wird.Da gibt
es | auch so vieles, das »getarnt« ist und wenn es
nicht der Verbergung treudeutschen Wesens diente,
von eben dessen Bekennern auf einen Tarnopoler
Ursprung zurückzuführen wäre , dann haben wir etwa
dieses überraschende, ja niederschmetternde »schlag-
artig«, womit sowohl das Einsetzen wie der Abbruch
eines Boykotts bezeichnet werden kann, je nachdem.
Und vorAllem natürlich diese noch trostlosere »Gleich-
schaltung«, die nicht einmal die Aussicht bietet,
daß uns das »Prominente« abhanden kommt. Wohl
hat Goebbels,ein gründlicher Kenner der Journa
(Auch ich bin dazuMein Stichwort ist es, genötigt, wenn täglich neue Greuel an Wort und Tat einzubetten sind, wie
soeben die „Fachschaft“, der
„Reichsfachschaftsleiter“und der„Werberat“. Nun, ich sage mir :
Bist du beschränkt, daß neues Wort dich stört ?
Willst du nur hören, was du schon gehört ?
Dich störe nichts, wie es auch weiter klinge,
Schon längst gewohnt der wunderbarsten
Dinge.) (Auch ich bin dazu die „Reichskulturkammer“, der „Gaukulturwart“ und der
der Grammatik, und besser | autarkisch nicht deutsch|
können, als Fremdwörter zu gebrauchen, von denen
man nie wissen kann, was sie bedeuten.
Ersatz hat zu einer Bereicherung des deutschen
Sprachschatzes geführt, um die uns die Nationen
beneiden. Sie verdankt sich aber auch den erwei-
terten Bedürfnissen des Handelsverkehrs, und diese
Entwicklung rechtfertigt — letzten Endes — die
treuherzige Übernahme jüdischer Bräuche, die Be-
wahrung
Schrifttum der Republiken Raum gewährt hat und
die heute das erwachte Urseelentum in allen Varianten
»hundertprozentig| beglaubigt, so daß es »in Ordnung
geht«. Das Besondere ist aber die Fähigkeit, in eben
diesem Geiste schöpferisch fortzusetzen und | zu art-
eigene
dem Bedürfnis einer tiefen Unehrlichkeit anpaßt und
dem Hang zur Scheinheiligung, zur Verschleierung
schmählicher Sachverhalte gerecht wird. Kaum eines
dieser Kommuniqués, das nicht Zuwachs in derlei
Hinsicht brächte, wenn Gewalttätigkeit sich in Normen
kleidet und etwa der Einbruch in eine Wohnstätte
als »Überholung« bezeichnet wird. Oder wenn Miß-
lingen die Promptheit des Erfolgs darstellt und von
einem Prokrustes der Dinge und der Worte ein
Kampfbund »auseinandergegliedert« wird.
es | auch so vieles, das »getarnt« ist und wenn es
nicht der Verbergung treudeutschen Wesens diente,
von eben dessen Bekennern auf einen Tarnopoler
Ursprung zurückzuführen wär
dieses überraschende, ja niederschmetternde »schlag-
artig«, womit sowohl das Einsetzen wie der Abbruch
eines Boykotts bezeichnet werden kann, je nachdem
Und vor
schaltung«, die nicht einmal die Aussicht bietet,
daß uns das »Prominente« abhanden kommt. Wohl
hat Goebbels,
soeben die „Fachschaft“, der
„Reichsfachschaftsleiter“
Dinge.) (Auch ich bin dazu die „Reichskulturkammer“, der „Gaukulturwart“ und der
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| der
| journalistischer
Jerusalemer Konvolut, fol. [109] recto
Pagination oben rechts: "108". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Buntstift, rot
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- Markierung für den Druck der Fackel Nr. 890: vertikale Linie Rechts