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Doch das sind Sticheleien, wie der Leitartikler
in großer Zeit zu bemerken pflegte. Damit wird man
dem Kampf gegen den undeutschen Geist und seiner
tiefern Perspektive nicht gerecht. Zu untersuchen
wäre vielmehr, wie weit dieser Kampf deutschen
Geistes ist. Mein von Schwachköpfen mißdeutetes
»Gebet an die Sonne von Gibeon«, 1916 erschienen,
stellt das Absurdum einer Machtwelt aus der un-
heimlichen Identität heraus, die sich zwischen der
pangermanischen Gegenwart und einer Greuelpartei
des alten Testaments ergab. Die Betrachtung »von
der Sinai-Front«, 1917,und wies auf die Überein-
stimmung zweier ethnischer Charaktere, wie sie sich
in der Ansicht Schopenhauers bekunde von dem
Volk, »das sich einen Gott hält, der ihm die Nach-
barländer schenkt«. Und sollte sich nicht heute die
schon im Weltkrieg vollzogene Gleichschaltung jener
Ideologien auserwählter Völker in dem unablässig
wiederholten Motiv einer »Ausrottung bis in die letzte
Wurzel«, einer Vergeltung bis ins dritte Glied (wenn-
gleich rückwirkend !) als total erweisen und deutlich
herausstellen ? Und könnte sich die nationale Er-
hebung| nicht vollends auf den deutschen Denker
Lichtenberg berufen ? Natürlich nicht auf sein Angebot : Ich möchte was drum geben, genau zu wissen, für wen eigentlich die
Taten getan worden sind, von denen man öffentlich sagt, sie wären
für das Vaterland getan worden. Er stellt sich nur so, er scheint es gewußt zu haben,
daß sie für die Tasche einer Minurität von Spitzbuben
getan wurden, in die dieseschon zuvor eine Majorität
von Dummköpfen gesteckt hatten. Auch sein Vor-
schlag kommt nicht in Frage, »die Regenten über
einer Pulvertonne schlafen zu lassen, um die Kriege
zum Aufhören zu bringen«. Doch ein Übersetzungs-
versuch, den er unternommen hat, empfiehlt sich
der Beachtung ; denn mit ihm wird er ganz und gar
der Forderung gerecht, im Sprachbereich bis zum
hebräischen Ursprung vorzudringen : Es macht den Deutschen nicht viel Ehre, daß anführen so viel
heißt, als einen betrügen. Sollte das nicht ein Hebraismus sein ? Wenn im deutschen Lehrplan die Geschichte der Opferung Isaaks als undeutsch gestrichen wird,
das Buch Josua dürfte aus diesem Gesichtspunkt unbeanstandet bleiben.
in großer Zeit zu bemerken pflegte. Damit wird man
dem Kampf gegen den undeutschen Geist und seiner
tiefern Perspektive nicht gerecht. Zu untersuchen
wäre vielmehr, wie weit dieser Kampf deutschen
Geistes ist. Mein von Schwachköpfen mißdeutetes
»Gebet an die Sonne von Gibeon«, 1916 erschienen,
stellt das Absurdum einer Machtwelt aus der un-
heimlichen Identität heraus, die sich zwischen der
pangermanischen Gegenwart und einer Greuelpartei
des alten Testaments ergab. Die Betrachtung »von
der Sinai-Front«, 1917,
stimmung zweier ethnische
in der Ansicht Schopenhauers bekunde von dem
Volk, »das sich einen Gott hält, der ihm die Nach-
barländer schenkt«. Und sollte sich nicht heute die
schon im Weltkrieg vollzogene Gleichschaltung jener
Ideologien auserwählter Völker in dem unablässig
wiederholten Motiv einer »Ausrottung bis in die letzte
Wurzel«, einer Vergeltung bis ins dritte Glied (wenn-
gleich rückwirkend !) als total erweisen und deutlich
herausstellen ? Und könnte sich die nationale Er-
hebung| nicht vollends auf den deutschen Denker
Lichtenberg berufen ? Natürlich nicht auf sein Angebot : Ich möchte was drum geben, genau zu wissen, für wen eigentlich die
Taten getan worden sind, von denen man öffentlich sagt, sie wären
für das Vaterland getan worden. Er stellt sich nur so, er scheint es gewußt zu haben,
daß sie für die Tasche einer Min
getan wurden, in die diese
von Dummköpfen gesteckt hatten. Auch sein Vor-
schlag kommt nicht in Frage, »die Regenten über
einer Pulvertonne schlafen zu lassen, um die Kriege
zum Aufhören zu bringen«. Doch ein Übersetzungs-
versuch, den er unternommen hat, empfiehlt sich
der Beachtung ; denn mit ihm wird er ganz und gar
der Forderung gerecht, im Sprachbereich bis zum
hebräischen Ursprung vorzudringen : Es macht den Deutschen nicht viel Ehre, daß anführen so viel
heißt, als einen betrügen. Sollte das nicht ein Hebraismus sein ? Wenn im deutschen Lehrplan die Geschichte der Opferung Isaaks als undeutsch gestrichen wird,
das Buch Josua dürfte aus diesem Gesichtspunkt unbeanstandet bleiben.
| verw
| n
| , die sich auf Schopenhauer
als Wegweiser verlassen
kann,
als Wegweiser verlassen
kann,
| o
|₰
Jerusalemer Konvolut, fol. [137] recto
Pagination oben rechts: "135". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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