| Einzela
| n
|
168lichen Begleiterscheinung Auskunft erteilt wurde ?
Und welche Regierung hätte so offen und beharrlich
gegen Einzelaktionen Stellung genommen, welche
sie wie den Bissen Brot braucht, den sie den
Akteuren nicht bieten kann ? Die Verkennung der
Schwierigkeiten ist um so befremdender, als sich
doch im Kleinen wie im Großen die Tendenz zum
Einlenken bemerkbar macht, ja selbst ein leichter
philosemitischer Anhauch, und ohne die Besorgnis,
daß hier Großmut für Schwäche gehalten werden
könnte. Außen und innen geschiehtviel, um den
Eindruck zu erwecken, daß Berserker mit sich reden
lassen, man gewahrt von Versailles abrückt die Be-
reitschaft zu Konzessionen, und wenn sich der Most
auch ganz absurd gebärdet, gibt es zuletzt doch
die Möglichkeit, daßdas Menschenleben durch einen
Hundertmarkschein gerettet wird, während man
anderseits doch mit der größten Energie Eingriffen
ins Wirtschaftsleben entgegentritt. Der wenngleich
erfolglose Versuch, sich’s mit den Antwerpener | zu
richten, ist ebensowenig unbemerkt geblieben wie
das gelungene Arrangement mit den Leipziger
Pelzjuden. Besuchern der Messe | wird eine Ver-
günstigung in Aussicht gestellt, sie können sich
davon überzeugen wie das ganze deutsche Volk nur das eine hohe Ziel kennt und er-
strebt : in Frieden und in Freundschaft mit allen Nationen zu leben. . .| Aber uicht nur ausländischeJuden, sondern auch
inländische sind willkommen. Wohl kann esvor-
kommen,daß das Landgericht Berlin einen jüdischen
Kaufmann, der vor den Augen der Polizei ausge-
plündert wurde, mit der Begründung abweist, er
habe es sich selbst zuzuschreiben, denn er mußte
sich darüber klar sein, daß sein Betrieb zufolge
seiner Abstammung »eine außerordentliche Provo-
kation der überwältigenden Mehrheit des deutschen
Und welche Regierung hätte so offen und beharrlich
gegen Einzelaktionen Stellung genommen, welche
sie wie den Bissen Brot braucht, den sie den
Schwierigkeiten ist um so befremdender, als sich
doch im Kleinen wie im Großen die Tendenz zum
Einlenken bemerkbar macht, ja selbst ein leichter
philosemitischer Anhauch, und ohne die Besorgnis,
daß hier Großmut für Schwäche gehalten werden
könnte. Außen und innen geschieht
Eindruck zu erwecken, daß Berserker mit sich reden
lassen, man gewahrt von Versailles ab
reitschaft zu Konzessionen, und wenn sich der Most
auch ganz absurd gebärdet, gibt es zuletzt doch
die Möglichkeit, daß
Hundertmarkschein gerettet wird, während man
anderseits doch mit der größten Energie Eingriffen
ins Wirtschaftsleben entgegentritt. Der wenngleich
erfolglose Versuch, sich’s mit den Antwerpener | zu
richten, ist ebensowenig unbemerkt geblieben wie
das gelungene Arrangement mit den Leipziger
Pelzjuden. Besuchern der Messe | wird eine Ver-
günstigung in Aussicht gestellt, sie können sich
davon überzeugen wie das ganze deutsche Volk nur das eine hohe Ziel kennt und er-
strebt : in Frieden und in Freundschaft mit allen Nationen zu leben
inländische sind willkommen. Wohl kann es
kommen,
Kaufmann, der vor den Augen der Polizei ausge-
plündert wurde, mit der Begründung abweist, er
habe es sich selbst zuzuschreiben, denn er mußte
sich darüber klar sein, daß sein Betrieb zufolge
seiner Abstammung »eine außerordentliche Provo-
kation der überwältigenden Mehrheit des deutschen
| um Aufklärung
bemüht hat ?
bemüht hat ?
| genug
| wärts
| ▒
| Diamantenhändlern
| aber
| . . . .
| Juden ’rein ?
| , nein
| geschehen,passieren,
Jerusalemer Konvolut, fol. [172] recto
Pagination oben rechts: "168". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)