| freilich
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durch sein Benehmen gegenüber den diensttuenden SA.- und SS.-Männern
unliebsames Aufsehen erregt. Leider aber stellt sich heraus, daß auch diese selbst
immer häufiger Anstoß erregen, indem sie nicht
bloß dem Führer huldigen, sondern, »unter dem
Deckmantel des Aufbaus«, dem Eigennutz. Verweist
man ihnen diese offenkundige Verletzung des Pro-
gramms, so erwidern sie, daß, wenn es alle tun, Ge-
meinnutz erzielt wird. Mit Ach und Krach, mit
Krupp und Thyssen ist man zur Evolution gelangt,
einem Fremdwort, wieeben Reichspräsident, welches
aber doch etwas bedeutet, nämlich daß man statt un-
rechtmäßiger Vorteile| Vernunftannimmt. Eine Neuerung,
die | nicht leicht durchzusetzen sein wird, denn woher
nehmen, was nicht gestohlen werden kann ?Der
Führerpredigt Vernunft, und es sind gerade die national
verdientesten Männer, die sich durch diese For-
derung vor den Kopf gestoßen fühlen. Ihre nutz-
bringenden Einzelaktionen werdenjetzt so häufig
durch unliebsame Anordnungen unterbunden, die
mit weit mehr Recht diesen Namen verdienen und
dann auch von Fall zu Fall zurückgezogen werden|
müssen. Von allem Anfang an war ja bei einer
opfervollen Revolution, die letzten Endes unblutig
verlaufen sollte, ein gewisses Durcheinander begreif-
lich, das allerdings wieder im publizistischen Abbild
zur Ordnung kommt. Wir haben einen Umbruch und
eine Korrektur der Entwicklung erlebt,doch die
Druckfehler der Weltgeschichte sind im Zeitungsblatt
präformiert als Vorzüge, als die Verräter einer Wahrheit,
hinter die sonst erst die Nachwelt käme. Mein und
Dein sind verwechselbare Lesarten ; da man aber
vollends nicht wußte, was zu | beseitigen| und was
zu | verteidigen| war,und nach der ganzen Sachlage,
schien GoeringsDefinition der SA. einleuchtend als der
getreuen Helfer zur Verteidigung von Unruhen und Auswüchsen.
Nicht minder glaubhaft das von Goebbels abgelegte
Bekenntnis, die nationale Revolution ziehe ihre Kräfte aus dem fanatischen Gefängnis zum eigenen Volk . . . .
unliebsames Aufsehen erregt. Leider aber stellt sich heraus, daß auch diese selbst
immer häufiger Anstoß erregen, indem sie nicht
bloß dem Führer huldigen, sondern, »unter dem
Deckmantel des Aufbaus«, dem Eigennutz. Verweist
man ihnen diese offenkundige Verletzung des Pro-
gramms, so erwidern sie, daß, wenn es alle tun, Ge-
meinnutz erzielt wird. Mit Ach und Krach, mit
Krupp und Thyssen ist man zur Evolution gelangt,
einem Fremdwort, wie
aber doch etwas bedeutet, nämlich daß man statt un-
rechtmäßiger Vorteile| Vernunft
die | nicht leicht durchzusetzen sein wird, denn woher
nehmen, was nicht gestohlen werden kann ?
Führer
verdientesten Männer, die sich durch diese For-
derung vor den Kopf gestoßen fühlen. Ihre nutz-
bringenden Einzelaktionen werden
durch unliebsame Anordnungen unterbunden, die
mit weit mehr Recht diesen Namen verdienen und
da
opfervollen Revolution, die letzten Endes unblutig
verlaufen sollte, ein gewisses Durcheinander begreif-
lich, das allerdings wieder im publizistischen Abbild
zur Ordnung kommt. Wir haben einen Umbruch und
eine Korrektur der Entwicklung erlebt,
Druckfehler der Weltgeschichte sind im Zeitungsblatt
präformiert als Vorzüge, als die Verräter einer Wahrheit,
hinter die sonst erst die Nachwelt käme. Mein und
Dein sind verwechselbare Lesarten ; da man aber
vollends nicht wußte, was zu | beseitigen| und was
zu | verteidigen| war,
schien Goerings
Bekenntnis, die nationale Revolution ziehe ihre Kräfte aus dem fanatischen Gefängnis zum eigenen Volk . . . .
| etwa
| annehmen soll.
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▒
| immer
| ▒ wiedergerechterweise
| jed
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| “«
| Ansprache
Jerusalemer Konvolut, fol. [271] recto
Pagination oben rechts: "258". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
- Bleistift
Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 06. 07. 1933 (zitierter Text)