| begünstigt
| nun
| . .
|₰
| . .
| RollandGewiß, d
| sind ein Kinderspiel gegen ▒das
▒ Sonstige
| f
| ,
| v
142
Jetzt, jetzt endlich müßte sich doch eine Stimme für dieses erheben, meint er,
jetzt dürfe nicht länger geschwiegen werden, und er wolle „frei
über die deutschen Dinge reden“. Es erinnert in dumpfem Ringertum und Volksbesessenheit an Benn,
kommt aber fließender heraus : er sich namentlich den dritten Teil zum Vorbild
nahm,unterstützt von der großen jüdischen Zeitung,
diejetzt auch zum Rechten sieht. Er antwortet Herrn
Romain Rolland, der von Deutschland enttäuscht ist : | Wir verleugnen nichts, noch verleugnen unsere Führer| irgend
etwas▒ was Sie aufzählen. Wir leugnen nicht die »eigenen Erklärungen,
die Aufreizungen zu Gewalt, die Verkündigungen des Rassismus, der
andere Rassen, wie die Juden, verletzen muß; die Autodafés der Ge-
danken, die kindlichen Scheiterhaufen von Büchern, die
Eindrängung | der Politik in die Akademien und Universitäten« — wir
leugnen nicht Auswanderungen und Verfemungen. Nun also, fragt man, was bleibt da noch| um das
Opfer des Intellekts zu rechtfertigen, das Binding
dem Vaterland gebracht hat ? Was trieb ihn zur
Unterwerfung unter seinen Führer ? Die Scheiterhaufen
entschuldigt der Literat, der sich ein bißchǝn schämt|
als kindlich ; wenngleich der Claudius-Sinn von Ein-
falt,Fromm und fröhlich sein| vielleicht doch etwas
anderes ist als der »SA-Geist«.Aber der Glaube ist
immer stärker als die Erkenntnis, und ein Intellek-
tueller kann alles preisgeben, ohne den Trumpf zu
verlieren : Aber alles das, so furchtbar es aussehen und so entscheidend
es den Einzelnen oderViele treffen mag, sind
Unliebsame Zwischenfälle ? Unvermeidlliche Begleit-
erscheinungen der Revolution ? Einzelaktionen unter-
geordneter Organe ? Unbefugte Eingriffe unverant-
wortlicher Stellen, wiewohl es keine verantwortlichen
gibt und nichts Befugtes geschieht ? Sonst derlei,
was die hirnzermürbende Taktik der Lüge erfand ?
Der Literat hat eine neue Formel : Randerscheinungen, die die eigentliche Souveränität,
den Kern, die Wahrheit des Geschehens gar nicht mehr
anrühren. Binding, der vom Rand zum Kern vorgedrungen ist,
braucht nicht zu leugnen, um zu bejahen. Er begehrt
sogar auf. Das heutige Deutschland verleugne das
wahre Deutschland, meint Rolland ? Das sehe ja fast
so aus,
jetzt dürfe nicht länger geschwiegen werden, und er wolle „frei
über die deutschen Dinge reden“. Es erinnert in dumpfem Ringertum und Volksbesessenheit an Benn,
kommt aber fließender heraus : er sich namentlich den dritten Teil zum Vorbild
nahm,
die
Romain Rolland, der von Deutschland enttäuscht ist : | Wir verleugnen nichts, noch verleugnen unsere Führer| irgend
etwas
die Aufreizungen zu Gewalt
andere Rassen, wie die Juden, verletzen muß; die Autodafés der Ge-
danken, die kindlichen Scheiterhaufen von Büchern, die
Eindrängung | der Politik in die Akademien und Universitäten« — wir
leugnen nicht Auswanderungen und Verfemungen. Nun also, fragt man, was bleibt da noch| um das
Opfer des Intellekts zu rechtfertigen, das Binding
dem Vaterland gebracht hat ? Was trieb ihn zur
Unterwerfung unter seine
als kindlich
falt,
anderes ist als der »SA-Geist«.
immer stärker als die Erkenntnis, und ein Intellek-
tueller kann alles preisgeben, ohne den Trumpf zu
verlieren : Aber alles das, so furchtbar es aussehen und so entscheidend
es den Einzelnen oder
erscheinungen der Revolution ? Einzelaktionen unter-
geordneter Organe ? Unbefugte Eingriffe unverant-
wortlicher Stellen, wiewohl es keine verantwortlichen
gibt und nichts Befugtes geschieht ? Sonst derlei,
was die hirnzermürbende Taktik der Lüge erfand ?
Der Literat hat eine neue Formel : Randerscheinungen, die die eigentliche Souveränität,
den Kern, die Wahrheit des Geschehens gar nicht mehr
anrühren. Binding, der vom Rand zum Kern vorgedrungen ist,
braucht nicht zu leugnen, um zu bejahen. Er begehrt
sogar auf. Das heutige Deutschland verleugne das
wahre Deutschland, meint Rolland ? Das sehe ja fast
so aus,
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| Indes,
Jerusalemer Konvolut, fol. [146] recto
Pagination oben rechts: "142". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 21. 05. 1933 (zitierter Text)
Hs. Ergänzung: 25. 06. 1933 (zitierter Text)