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| r
| G
| so
| t
156schen Gefängnissen blut fließte». Doch Worte sind
nicht wie Taten abzuleugnen, bei denen der Partner
nicht dabei war ; der Rede, die es versuchen wollte|
könnte das Zitat antworten. So wäre die Ausflucht
des Unblutigen vielleicht durch dieses zu hemmen :
Unsere Bewegung hat Tod, Blut, Wunden und Tränen gebracht.
Laßt sie nicht im Kitsch verkommen. Wie das siebente Gebot gegen diesen lautet. Aber|
es ist nicht das Geständnis nationaler Mörder, son-
dern bloß das Bekenntnis nationaler Märtyrer, daß
sie nicht deutsch können ; denn sie meinen | nicht
das Blut, das die Bewegung | gebracht| , sondern das
sie gekostet hat. Wies immer denn sei, sie rühmen
sich auch dessen, was sie leugnen, und auch
Schießen ist ein Gebot.
nicht wie Taten abzuleugnen, bei denen der Partner
nicht dabei war ; der Rede, die es versuchen wollte|
de
Laßt sie nicht im Kitsch verkommen. Wie das siebente Gebot gegen diesen lautet. Aber|
es ist nicht das Geständnis nationaler Mörder, son-
dern bloß das Bekenntnis nationaler Märtyrer, daß
sie nicht deutsch können ; denn sie meinen | nicht
das Blut, das die Bewegung | gebracht| , sondern das
sie gekostet hat. Wie
sich auch dessen, was sie leugnen, und auch
Schießen ist ein Gebot.
Denn unbezähmbar ist der Drang nach Erneue-
erung der Gebote, gegen den die alten nichts mehr
auzurichten vermöchten ; und fata| morganahaft lockt
der Heiligenschein, der im Blutdunst ersteht. Daß
sich die Gleichschaltung von Nibelungen und Hunnen
unter der Sonne vollziehen kann, verhiedert sie
nicht, trotz allem, was sie sieht, zu lachen. Denn
der Versuch, noch Tag und Nacht gleichzuschalten,
kommt ihr untunlich vor, wie etwas, dem zum Hirn--
gespinst etwas fehlt. Doch die Erdenwelt tut unrecht,
wenn sie dem, was sich in ihrer Mitte abspielt, mit
Skepsis begegnet. Geschieht es nicht zum ersten-
mal, daß das dunkle Wort »fröhliche Urstänfeiern«
anschaulich wird ? Bedarf’s noch einer Ursache für
das, was Ursache selbst ist ? Die Welt verwundert
sich des Volkes : kein Wunder, daß sich das Volk
der Welt verwundert. Stellt sie die Täter vor die
Tat, | machen sie große Kinderaugen, wie der Wolf,
dem man das Märchen vom Wolf erzählt. Denn sie
haben, was sie Böses taten, doch so gut gemeint
und können nicht fassen, daß man sie so arg ver-
kenne. Auf die Gefahr hin, ihrem Bekenntnis untreu
zu scheinen, dessen Parole »Juda verrecke !« | als
erung der Gebote, gegen den die alten nichts mehr
auzurichten vermöchten ; und fata| morganahaft lockt
der Heiligenschein, der im Blutdunst ersteht. Daß
sich die Gleichschaltung von Nibelungen und Hunnen
unter der Sonne vollziehen kann, verhi
nicht, trotz allem, was sie sieht, zu lachen. Denn
der Versuch, noch Tag und Nacht gleichzuschalten,
kommt ihr untunlich vor, wie etwas, dem zum Hirn--
wenn sie dem, was sich in ihrer Mitte abspielt, mit
Skepsis begegnet. Geschieht es nicht zum ersten-
mal, daß das dunkle Wort »fröhliche Urstä
anschaulich wird ? Bedarf’s noch einer Ursache für
das, was Ursache selbst ist ? Die Welt verwundert
sich des Volkes : kein Wunder, daß sich das Volk
der Welt verwundert. Stellt sie die Täter vor die
Tat, | machen sie große Kinderaugen, wie der Wolf,
dem man das Märchen vom Wolf erzähl
haben, was sie Böses taten, doch so gut gemeint
und können nicht fassen, daß man sie so arg ver-
kenn
zu scheinen, dessen Parole »Juda verrecke !« | als
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Jerusalemer Konvolut, fol. [160] recto
Pagination oben rechts: "156". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 18. 05. 1933 (zitierter Text)