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gesprochen, die wieder zu heucheln beginnen. Denn
nun entrüsten sie sich gar darüber, daß im Dialog
unseres Nationaldramatikers Stellen vorkommen wie
diese : »Die Sache die die Brüder da aufgezoge▒ haben, die Sache
von Weltgemeinschaft und Humanität . . von Völkerfrieden und so
weiter — diese Rechnung stimmt nicht.« »Das Volk schreit nach Priestern, die den Mut haben, Blut,
Blut, Blut zu vergießen, nach Priestern, die schlacsten.«
»Wir müssen einen Keil zwischen die Verständigung
treiben . . dann kann man den Franzosen Ameisen in die
Hosen setzen.« (Diekommen auch schon in der | Walpurgisnachtvor.)
»Recht oder Unreaht — das ist mir doch alles scheißegal !
Ich bin Soldat und ich bleibe Soldat !« »Nein, zehn Schritt vom Leib mir dem ganzen Weltanschau-
ungssalat — hier wird scharf geschossen ! Wenn ich Kultur
höre — entsichere ich meinen Browning !« Und das wagen sie mit dem von uns ausgesprochenen
Friedenswillen zu kontrastieren ! Und das nennen
sie »ein erschreckendes Bild vom geistigen Zustand
Deutschlands« ! Sind es nicht Pharisäer ? Aber man
hat sie erkannt : Völkerbundrat enthüllt sein wahres Gesiɔht !
Alle Staatenvertreter für die Juden !
Ja, so sind sie, und finden es vielleicht ungemäß,
daß die Rede Papens,mit der er dem Nationalismus
abschwor, im Teutoburger Wald gehalten wurde,
von welchem sie geglaubt hatten, daß er gar nicht
mehrexistiere, sondern längst zu Zeitungspapier
verwandelt sei. Dem ist aber nicht so,denn im
Gegenteil halten sich dort noch Buschräuber auf, die,
sooft sich der Wanderer zur Wehr setzt, »fair play«
verlangen. Wenner sich dann vollends nicht aus-
kennt, so greift der Kultusminister ein, jener Rust▒
der im Ausbruch der Begeisterung das Vaterland von
der Wissenschaft befreit hat, und der nun
sich mit aller Schärfe gegen den Pazifismus wandte und
unter großem Beifall erklärte, das die internationale Ätmo-
sphäre niemals sauberer sein könne, als wenn die einzelnen
Völker mit Hochachtung vor den gegenseiiigen
Lebensrechten einander gegenübertreten.
nun entrüsten sie sich gar darüber, daß im Dialog
unseres Nationaldramatikers Stellen vorkommen wie
diese : »Die Sache die die Brüder da aufgezoge
von Weltgemeinschaft und Humanität . . von Völkerfrieden und so
weiter — diese Rechnung stimmt nicht.« »Das Volk schreit nach Priestern, die den Mut haben, Blut,
Blut, Blut zu vergießen, nach Priestern, die schlac
treiben . . dann kann man den Franzosen Ameisen in die
Hosen setzen.« (Die
Ich bin Soldat und ich bleibe Soldat !« »Nein, zehn Schritt vom Leib mi
ungssalat — hier wird scharf geschossen ! Wenn ich Kultur
höre — entsichere ich meinen Browning !« Und das wagen sie mit dem von uns ausgesprochenen
Friedenswillen zu kontrastieren ! Und das nennen
sie »ein erschreckendes Bild vom geistigen Zustand
Deutschlands« ! Sind es nicht Pharisäer ? Aber man
hat sie erkannt : Völkerbundrat enthüllt sein wahres Gesi
daß die Rede Papens,
abschwor, im Teutoburger Wald gehalten wurde,
von welchem sie geglaubt hatten, daß er gar nicht
mehr
verwandelt sei. Dem ist aber nicht so,
Gegenteil halten sich dort noch Buschräuber auf, die,
sooft sich der Wanderer zur Wehr setzt, »fair play«
verlangen. Wenn
kennt, so greift der Kultusminister ein, jener Rust
der im Ausbruch der Begeisterung das Vaterland von
der Wissenschaft befreit hat
unter großem Beifall erklärte, da
sphäre niemals sauberer sein könne, als wenn die einzelnen
Völker mit Hochachtung vor den gegenseiiigen
Lebensrechten einander gegenübertreten.
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Jerusalemer Konvolut, fol. [81] recto
Pagination oben rechts: "80". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 31. 05. 1933 (zitierter Text)