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Jeden Morgen mußte er die Unratkübel der Zelle leeren und schwenken,
hierauf mit einem jüdischen Kaufmann vortreten. Jedem der beiden
wurde ein Streichholz zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten
Hand gegeben, die sie alsdann zum Hitler-Gruß zu erheben hatten. Durch eine halbe Stunde wurde nun mit dem Gruß
die Lektion verbunden, »klar und deutlich skandie-
rend« mit | folgenden Sprüchen abzuwechseln : Nach einer soge-
nannten »Abreibung« mit diesem, von welcher ihm
noch heute alle Vorderzähne wackeln, erreichte
er durch Intervention des österreichischen Konsulats
die Ausweisung. Er war mit 60 Mark und einigen
Kleidern gekommen und ging mit dem Anzug, den
er trug, und sogar noch 22. Man darf sich aber Der Jude : »Ich — bin — ein — stin — ki — ger — Jude !« Der Österreicher : »Und — ich — will — ein — Deut — scher —
werden !« Bei jedem Nachlassen wurde vomdeutschen Auf-
seherGarborinski mit dem Gummiknüppel, der dort
noch im Schwange ist, eingegrifen.das Walten des SA| -Geistes keineswegs so vorstellen,
daß er nur die schnurgerade Richtlinie des Dreschens
einhält ; vielmehr hat er Varianten der Behandlung,
die eben durch ihre Unwahrscheinlichkeit die Greuel-
propagande entkräften. Wenn man zum Beispiel
liest, daß Gefangene | mit den Zähnen Gras rupfen,
daß das Scheusal von Breslau, derZuchthäusler
und Polizeipräsident Heines alte Männer peitschen
und den früheren Oberpräsidenten vonDessau
Beamt anspucken läßt ; daß er ihn zwingt, auf den
Hosenboden das sozialistische Kampfzeichen zu
nähen und ihn Besuchern vorzuzeigen — so ist
man doch gewiß berechtigt, es nicht zu glauben.
Und vollends, wenn der»Manchester Guardian«
besauptet, eben jener lasse Häftlinge in einen
Schweinestall führen, lasse sie »mit dcn Schweinen
einen Händedruck« wechseln und diese als Genosse
ansprechkn«, während die Wärter jauchzend im
Kreise herumlaufen. Ist es nicht begreiflich| daß die müssen (bevor’s metaphorisch zur Metapher wird);
hierauf mit einem jüdischen Kaufmann vortreten. Jedem der beiden
wurde ein Streichholz zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten
Hand gegeben, die sie alsdann zum Hitler-Gruß zu erheben hatten. Durch eine halbe Stunde wurde nun mit dem Gruß
die Lektion verbunden, »klar und deutlich skandie-
rend« mit | folgenden Sprüchen abzuwechseln : Nach einer soge-
nannten »Abreibung« mit diesem, von welcher ihm
noch heute alle Vorderzähne wackeln, erreichte
er durch Intervention des österreichischen Konsulats
die Ausweisung. Er war mit 60 Mark und einigen
Kleidern gekommen und ging mit dem Anzug, den
er trug, und sogar noch 22. Man darf sich aber Der Jude : »Ich — bin — ein — stin — ki — ger — Jude !« Der Österreicher : »Und — ich — will — ein — Deut — scher —
werden !« Bei jedem Nachlassen wurde vom
seher
noch im Schwange ist, eingegrifen.das Walten des SA| -Geistes keineswegs so vorstellen,
daß er nur die schnurgerade Richtlinie des Dreschens
einhält ; vielmehr hat er Varianten der Behandlung,
die eben durch ihre Unwahrscheinlichkeit die Greuel-
propagand
liest, daß Gefangene | mit den Zähnen Gras rupfen
daß das Scheusal von Breslau, der
und Polizeipräsident Heines alte Männer peitschen
und den früheren Oberpräsidenten von
Beam
Hosenboden das sozialistische Kampfzeichen zu
nähen und ihn Besuchern vorzuzeigen — so ist
man doch gewiß berechtigt, es nicht zu glauben.
Und vollends, wenn der
be
Schweinestall führen, lasse sie »mit d
einen Händedruck« wechseln und diese als Genoss
ansprech
Kreise herum
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| stehn.
Jerusalemer Konvolut, fol. [192] recto
Pagination oben rechts: "188". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 03. 08. 1933 (zitierter Text)