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nötig haben. Der gerade Weg erschwert, immer das
Entgegenkommen, und Beharrlichkeit dürfte dort
wenig Eindruck machen, wo die Feststellung :die Erfindungen des Mikrophons, der Radioverstärkerröhre, die Stick-
stoffgewinnung aus der Luft, die Entdeckung des Lungenentzündungs-
erregers, des Gonokokkus, die Syphilisbekämpfung, die Gefäßunter
bindung| die experimentelle Pathologie, die Kinderheilkunde, die Ent-
deckung der Kathodenstrahlen, die Galvanoplastik, die individuelle
Behandlung der Geisteskrankheiten usw. usw. sind Juden zu danken scheißegal ist. Wo namentlich die Behandlung der
Geisteserkrankungen fruchtlos blieb, ja durch den
Ausbau der Radiotechnik vielfach behindert wurde.
Wo die Bekundung der Ansicht, daß das jüdische
Genie nicht anders als das deutsche außer und über
der Rasse geboren sei, | beide verdächtig macht. Wo
der Standpunkt lebensgefährlich ist, daß, wenn je-
mals in einem Lebensbelang die Weisheit zutraf,
dem Reinen sei alles rein, dies von der Rasse g▒lte,
die es kaum physisch gibt und deren Begriff im
menschlichen Denken keinen Raum mehr hat. Wo
die Meinung letal verlaufen könnte, daß jenen Ge-
sichtern, die sich heute in den illustrierten Blättern
spiegeln, etwas Mischung gar nicht schädlich wäre,
weil dann vielleichtdoch Besseres herauskäme.
(Wiewohl sie den Kaschuben und Obotriten, den
Polaben und Sorben, den Wenden und Wilzen und
andern slawischen Stämmen keineswegs gut getan
hat, da ihnendoch eben das preußische Geblüt
entstammte, das heute so strenge Anforderungen an
Rasse stellt.) Aber Juden, die den Drang haben,
nationaldeutsch zu sein, stellen die Verbindung
zweier Komplexe von Minderwertigkeit dar, die zu
verdrängen wären. Sie machten im Berliner Tage-
blatt — dem Toleranz befohlen wurde (wenngleich
nurfür einmal) und das fürs weltbürgerliche Be-
dürfnis sogar die Leistungen jüdischer Gelehrter
hervorhub — die Offerte,
durch Annäherung an den deutsehen Volkscharakter Eigen
schaften zu entwickeln, die ureigentlich nicht zum
Erbschatz ihrer Rasse gehören .AberDoch man darf bekanntlich nicht generalisieren, und wem fiele es ein, die Rassen▒theorie aus dem Grunde
zu bejahen, daß vielfach eine Verunreinigung jüdischen Blutes vorgekommen sei, wenn doch die
Mischung nachweislich auch die geistigsten und schönsten Menschenexemplare ergeben hat.)
Entgegenkommen, und Beharrlichkeit dürfte dort
wenig Eindruck machen, wo die Feststellung :
stoffgewinnung aus der Luft, die Entdeckung des Lungenentzündungs-
erregers, des Gonokokkus, die Syphilisbekämpfung, die Gefäßunter
bindung| die experimentelle Pathologie, die Kinderheilkunde, die Ent-
deckung der Kathodenstrahlen, die Galvanoplastik, die individuelle
Behandlung der Geisteskrankheiten usw. usw. sind Juden zu danken scheißegal ist. Wo namentlich die Behandlung der
Geisteserkrankungen fruchtlos blieb, ja durch den
Ausbau der Radiotechnik vielfach behindert wurde.
Wo die Bekundung der Ansicht, daß das jüdische
Genie nicht anders als das deutsche außer und über
der Rasse geboren sei, | beide verdächtig mach
der Standpunkt lebensgefährlich ist, daß, wenn je-
mals in einem Lebensbelang die Weisheit zutraf,
dem Reinen sei alles rein, dies von der Rasse g
die es kaum physisch gibt und deren Begriff im
menschlichen Denken keinen Raum mehr hat. Wo
die Meinung letal verl
sichtern, die sich heute in den illustrierten Blättern
spiegeln, etwas Mischung gar nicht schädlich wäre,
weil dann vielleicht
(Wiewohl sie den Kaschuben und Obotriten, den
Polaben und Sorben, den Wenden und Wilzen und
andern slawischen Stämmen keineswegs gut getan
hat, da ihnen
entstammte, das heute so strenge Anforderungen an
Rasse stellt
nationaldeutsch zu sein, stellen die Verbindung
zweier Komplexe von Minderwertigkeit dar, die zu
verdrängen wären. Sie mach
blatt — dem Toleranz befohlen wurde (wenngleich
nur
dürfnis sogar die Leistungen jüdischer Gelehrter
hervorh
schaften zu entwickeln, die ureigentlich nicht zum
Erbschatz ihrer Rasse gehören .
zu bejahen, daß vielfach eine Verunreinigung jüdischen Blutes vorgekommen sei, wenn doch die
Mischung nachweislich auch die geistigsten und schönsten Menschenexemplare ergeben hat.)
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Jerusalemer Konvolut, fol. [84] recto
Pagination oben rechts: "83". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 04. 06. 1933 (zitierter Text)