Darum läßt er sich auch den Kitsch landsmännischen Gemütstons nicht entgehen, indem er den an der Küste gelagerten Flüchtlingen die folgende Perspektive eröffnet⁠ ⁠: Da werfen Sie nun also einen Blick auf das nach Afrika sich hinziehende Meer, vielleicht tummelt sich gerade ein Schlachtschiff darauf mit Negertruppen aus jenen sechshunderttausend Kolonialsoldaten der gegen Deutschland einzusetzenden berüchtigten Forces d’outremer, vielleicht auch auf den Arc de triomphe oder den Hradschin, und schwören diesem Land, das politisch nichts will als seine Zukunft sichern . . Rache. Er meint natürlich — und hat’s mit dem »vielleicht« nur falsch angeschlossen —, daß wieder andere Flüchtlinge auf den Arc de triomphe blicken und andere wieder auf den Hradschin, was man ja bloß bei Shakespeare bequem vom Meer aus tun kann. Wie dem immer sei, so läßt sich, vielleicht, selbst für den kriegerischen Umgang mit jenen Negertruppen mehr Sicherheit garantieren, als Benn sie hinterdrein den Flüchtlingen bietet, welche Bedenken wegen Dachau hatten. Was aber die aktive Behandlung von Negern anlangt, so mag man mit einer gewissen Zuversicht in die Berliner Kolonialschau blicken, die soeben unter der Devise eröffnet wurde⁠ ⁠: »Deutsches Land in fremder Hand⁠ ⁠!« Stets daran denken — stets dafür wirken⁠ ⁠; was wir verloren haben. Erinnerungen sind da aufgestellt an eine heldenhafte Schutztruppe und »ihre braven schwarzen Askaris«, die jetzt in fremder Hand verwildern. Es gilt⁠ ⁠: unsere Jugend im kolonialen Gedanken zu erziehen. Zum würdigen Nachwuchs unserer alten Pionier- und Farmergarde, deren Arbeit und Schaffen (mit Hintansetzung des Gedenkens an das berühmte Schlagwort »Putkamerun«) fleckenrein und vorbildlich in der Kolonialgeschichte der Völker dasteht. Denn die Selbstgerechtigkeit funktioniert trotz einer Justizreform⁠ ⁠; und die Kolonialschau ist ein Denkmal, das den Besuchern zuruft⁠ ⁠: Wir vergessen euch nie — wir müssen euch wiederhaben⁠ ⁠! Woraus freilich nicht klar hervorgeht, ob nur die Deutschen die Kolonien oder die Kolonien auch die Deutschen wiederhaben wollen. Um demnach auf die Sprache zurückzukommen, glaube ich, daß sie, wenn schon nicht in den französischen Kolonien, so doch im Stammland und desgleichen auch unter dem Hradschin besser kultiviert wird als von deutschen Zeitungen und ihren Lesern, gleichviel welchem politischen Ideal sie anhängen⁠ ⁠; die Sprache dieser Nationen, aber zuweilen selbst die deutsche. Daß das Land, wo diese behandelt wird als wäre sie in Schutzhaft, nichts will als seine Zukunft sichern — was den Flüchtlingen ihrerseits unmöglich schien —, es klingt freilich bescheidener, als daß eine der großartigsten Realisationen des Weltgeists überhaupt geplant sei.